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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0353
Doris Muth

2. DAS MÄDCHENPENSIONAT

Ein relativ präzises und anschauliches Bild über das Habsthaler Mädchenpensionat
vermitteln zwei Quellen: die Chronik Geschichte der im Jahr 1807 errichteten
Mädchenschule zu Habsthal und die gedruckte Abhandlung mit dem Titel Entwurf
der Privatschule für bürgerliche Mädchen zu Habsthal im Hohenzollern-Sigmaring-
schen20. Die Chronik enthält Aufzeichnungen, die den Zeitraum von der Gründung
des Mädchenpensionats 1807 bis zu dessen Schließung im Jahr 1810 umfassen.
Während sich der Chronist der ersten beiden Jahre nicht identifizieren läßt, stammen
die Aufzeichnungen des Jahres 1810 eindeutig aus der Feder des Habsthaler Pfarrers
Melchior Hammer21. Auf Grund ihres narrativen Charakters vermittelt die Chronik
ein plastisches Panorama von der Gründung und dem Betrieb der Schule. Die Schrift
Entwurf der Privatschule für bürgerliche Mädchen zu Habsthal im Hohenzollem-
Sigmaringschen22 wurde von Franz Xaver Mezler für das Habsthaler Mädchenpensionat
verfaßt. Es handelt sich hierbei um eine theoretische Abhandlung, bei der konzeptionelle
Überlegungen über Erziehungsmethoden und deren Integration in den
Schulalltag im Vordergrund stehen, aber auch praktische Aspekte des Schulbetriebs
erörtert werden. Der Entwurf der Privatschule wurde 1807 mit finanzieller Unterstützung
des Konstanzer Generalvikars Ignaz Heinrich von Wessenberg gedruckt
und fand in den folgenden Jahren weite Verbreitung in Süddeutschland, Osterreich
und in der Schweiz.

2.1 DIE INITIATIVE

Die Gründung des Habsthaler Mädchenpensionats ging auf die Initiative der Priorin
Conrada Egger zurück. Den Plan, im Kloster eine Mädchenschule einzurichten, hatte
sie unter dem Eindruck der Zeitereignisse entworfen. Das Kloster Habsthal war zwar
1803 von der Säkularisation verschont geblieben, seine Zukunft blieb dennoch,
besonders nach dem Preßburger Frieden, ungewiß. Welchem Staat es auch zugesprochen
werden würde, die Säkularisation drohte ihm in jedem Fall. Keiner der potentiellen
neuen Landesherren würde Klosterherrschaft- und besitz unangetastet lassen
und auf die Einkünfte daraus verzichten.

Als geistliche Institution hatte das Kloster keine Zukunft mehr. Eggers Motivation
, eine Schule zu gründen, entsprang dem Bestreben, dem Kloster eine in den Augen
von Staat und Gesellschaft anerkannte Funktion zu verleihen und dadurch seine
weitere Existenz zu legitimieren. Als gemeinnützige Anstalt würde das Kloster eine

20 Franz Xaver Mezler: Entwurf der Privatschule für bürgerliche Mädchen zu Habsthal im
Hohenzollern-Sigmaringschen. Konstanz 1807.

21 Das Schriftbild in diesem Teil der Chronik entspricht dem der Briefe aus der Hand
Hammers.

22 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit im folgenden Text abgekürzt Entwurf der Privatschule
(wie Anm. 20).

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