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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0355
Doris Muth

Als 1806 im Kloster Habsthal die Gründung eines Mädchenpensionats geplant
wurde, verfaßte Mezler den Entwurf der Privatschule, der in der neu gegründeten
Schule erstmals in die Praxis umgesetzt werden sollte. Mezler war ein scharfer Kritiker
der gängigen Mädchenerziehung, die er als modische Verzärtelung geißelte.
Den Mädchen bringe man höchstens für die Haushaltung entbehrliche Manieren,
Französisch, Musik und feine Lebensart bei, ansonsten mangele es ihnen an den notwendigen
praktischen Kenntnissen für den häuslichen Bereich27. Er beanstandete die
mangelhafte Vermittlung von Realkenntnissen sowie das Fehlen wissenschaftlicher
Prinzipien und eines systematisch aufgebauten Unterrichts. In unseren Tagen, wo
beinahe alle Stände von Jugend auf eine ihrem Berufe angemessene wissenschaftliche
Bildung erhalten ... ist das weibliche Geschlecht, vorzüglich der bürgerlichen Klasse
noch fast überall, und durchaus sich selbst überlassen, und hat seine Erziehung bloß
der regellosen, zufälligen Anleitung eben so wenig unterrichteter Mütter zu verdanken
. Ohne alle wissenschaftliche Grundsätze ... können die Mädchen des platten
Landes die wenigen Hausgeschäfte nur in so weit betreiben, das die zufällige Selbsterziehung
, oder mehr oder minder glückliche Lage, und die allenfälligen Beispiele zu
leisten vermochten28.

Mezlers pädagogisches Konzept beruhte auf dem Grundsatz, daß die Erziehung
und Bildung von Mädchen, ausschließlich der Vorbereitung auf ihren künftigen
„Beruf" als Hausfrauen, Ehefrauen und Mütter zu dienen habe. Unsere Schule soll
eine vollständige Anstalt für den weiblichen Beruf und seine Pflichten werden, damit
die Schülerinnen die Last des öffentlichen und privaten Lebens zu tragen vermögen.
Wir wollen ... ihnen alle jene Fertigkeiten praktisch beizubringen suchen, die für die
gemeine Volksklasse und für das Weib, das sein Hauswesen und seine Küche selbst
besorgt, notwendig sind19. Für ihre zukünftigen Aufgaben sollten die Mädchen
Kompetenz und Professionalität sowie eine, allerdings auf den häuslichen Bereich
beschränkte, Selbständigkeit erwerben. In allen Dingen, mit denen sie im Alltag konfrontiert
werden würden sollten sie sich selbst zu rathen, zu helfen, und zu versorgen
fähig seyen. Die Ausbildung sollte geschickte Menschen hervorbringen, die einst in
allen ihren Lebensverhältnissen als verständige, rechtschaffene und geschickte Weiber
auf die allgemeine Achtung Anspruch machen dürften50.

Auf diesen Grundsätzen aufbauend arbeitete Mezler den Lehrplan für die Schule
aus. Im Fach Gesundheitspflege sollten die Schülerinnen Kenntnisse über Hygiene in
der Hauswirtschaft, Kranken- und Säuglingspflege sowie über die Zubereitung und
Wirkung verschiedener Nahrungsmittel erwerben. Schwerpunkte des Unterrichts
waren die Fächer Naturgeschichte und Naturlehre, in denen Kenntnisse über die
Tier-, Pflanzen- und Mineralienwelt vermittelt wurden. In dem Fach, das Mezler
„weibliche Technologie" nannte, sollten die Mädchen Verständnis für die Ursachen
und Wirkungen der natürlichen Gegenstände und Phänomene entwickeln. Ein wei-

27 Ebd., S. 29.

28 Mezler (wie Anm. 20) Entwurf. S. 3.

29 Ebd., S. 21.

30 Ebd., S. 6f.

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