Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0363
Doris Muth

qualifiziertes Personal die Regel war, jedoch nichts Ungewöhnliches, zumindest was
die Volksschulbildung betraf53. In der Habsthaler Mädchenschule legte man Wert
darauf, daß sich die Lehrerinnen zumindest ein pädagogisches Grundwissen aneigneten
. Mezler ordnete daher die Lektüre „Uber die Erziehung für Erzieher" an,
einem Werk des Theologen und Vertreters der Katholischen Aufklärung Johann
Michael Sailer (1751 -1832). Außerdem erwartete er von ihnen, daß sie mit dem Inhalt
sämtlicher Fächer des Lehrplans, nicht nur mit denen, die sie unterrichteten, vertraut
waren, damit sie den Unterrichtsstoff zusammenhängend vermitteln konnten54.

Leider enthalten die Quellen keine Informationen über den Aufbau der Schulverwaltung
, die Führungsstrukturen sowie die Verteilung der Weisungsbefugnisse und
Kompetenzen. In wessen Händen die Schulleitung letztlich lag, ist nicht ganz klar. Es
ist jedoch anzunehmen, daß Mezler, der in der Chronik als Direktor bezeichnet wird,
die führende Position einnahm, obwohl er nicht vor Ort anwesend war. Was die
pädagogisch-didaktische Seite betraf, war sein Entwurf der Privatschule ohnehin
maßgebend. Außerdem traf er so wichtige Entscheidungen wie die Verwendung von
Spendengeldern oder die Schließung der Schule. Welche Rolle Conrada Egger als
Initiatorin und Gründerin der Schule später im Schulalltag spielte, geht aus den Quellen
nicht hervor. Ebenso wenig klar umrissen ist die Funktion der Schulvorsteherin
Genoveva Elser. Gänzlich im Dunkeln bleiben auch die Rechte und Pflichten der
Lehrerinnen. Welche Befugnisse ihnen eingeräumt wurden oder ob ihnen ein Mitspracherecht
zugebilligt wurde, ist nicht bekannt.

2.6 DIE SCHLIESSUNG DER SCHULE

Die Existenz des Habsthaler Mädchenpensionats war von kurzer Dauer. Nach nur
dreijährigem Bestehen wurde die Schule 1810 geschlossen. Mezler hatte schon bald
nach der Gründung die Umwandlung der Schule in eine staatliche Bildungssanstalt
angestrebt, in der weltliche Lehrkräfte den Unterricht übernehmen sollten. Er stellte
diesbezüglich mehrere Anträge an die Landesregierung, die jedoch alle abgelehnt
wurden. In einem Schreiben vom 19. April 1810 teilte die Landesregierung Mezler
mit, daß der Fürst bereit sei, der Schulvorsteherin eine lebenslängliche Pension von
120 fl. zuzusichern, sobald sie ihre Tätigkeit, auf Grund welcher Umstände auch
immer, nicht mehr fortsetzen könne. Voraussetzung dafür sei aber, daß die Schule als
private Lehranstalt weitergeführt werde. Man berief sich dabei auf die Finanzlage
der Landeskasse. Diese sei auf Jahre hinaus schwer belastet und erfordere äußerste
Sparsamkeit. Die für eine Neugründung des Habsthaler Instituts als öffentliche
Bildungsanstalt erforderlichen Investitionen könnten daher nicht aufgebracht wer-

53 Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Erster Band. Vom Feudalismus
des Alten Reiches bis zur Defensiven Modernisierung der Reformära 1700-1815, München
1987, S. 284f. Volksschullehrer besaßen in der Regel keinerlei spezielle Vorbildung. Küster,
Dienstboten, Witwen konnten Schulhalter werden; selbst gescheiterte Existenzen fanden in der
Dorfschule noch ein Unterkommen.

54 Wie Anm. 23.

348


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0363