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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0384
Der Fürst und „seine" Hexe

folge seines erst 46-jährigen Vaters Johann Georg antreten, der genau ein halbes Jahr,
nachdem er in den Reichfürstenstand erhoben worden war, im September 1623
verstarb47.

Sicherlich mit ausgelöst durch eine Missernte im Jahr 1625 und einer im darauf
folgenden Jahr entstandenen Teuerung und Hungersnot48 wurden in Hohenzollern-
Hechingen unter Eitel Friedrichs junger Regierung allein in den Jahren 1626 und 1627
fast ein Dutzend Ermittlungsverfahren wegen Zauberei gegen verdächtige Frauen
eingeleitet - die meisten endeten mit einem Todesurteil49.

Spätestens mit der Heirat der 17-jährigen niederländischen Erbgräfin Maria
Elisabeth von Bergen op Zoom im Jahr 1630 waren die Jahre der Anwesenheit Eitel
Friedrichs in Hechingen gezählt. Während der nächsten zwölf Jahre war der Regent,
von einem kurzen Aufenthalt im Sommer 1636 abgesehen50, nicht mehr in seinem
Fürstentum zugegen. Hielt er sich anfänglich vor allem auf seinen angeheirateten
Besitzungen in den Niederlanden auf, kam er im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen
Krieges seiner Dienstpflicht als General des Kaisers nach oder wurde durch feindliche
Truppen an einer Rückkehr nach Hechingen gehindert51. Aus diesen Jahren seiner
Abwesenheit sind auffälligerweise auch keine Hexenprozesse und Verurteilungen
bekannt, obwohl Krieg, Missernten und Epidemien durchaus einen fruchtbaren
Nährboden für das jederzeit verfügbare Erklärungsmuster der Hexerei geboten
hätten. Die beiden in Hechingen verbliebenen Brüder des Fürsten, Graf Leopold
Friedrich und Graf Philipp Christoph Friedrich, waren von der Regierung ausgeschlossen
. Dass sie sich deshalb, wie Cramer resümiert, weitgehend darauf
beschränkt hätten, ihre jährliche Apanage zu sichern, ist jedoch nicht ganz richtig52.
Leopold Friedrich jedenfalls scheute nicht davor zurück, ganz zum Unwillen des
regierenden, aber meist abwesenden Fürsten, sich auch in die Regierungsgeschäfte
einzumischen. An der Verfolgung mutmaßlicher Hexen hatten die beiden Grafenbrüder
jedoch offensichtlich ebenso wenig Interesse und Teilhabe wie die herrschaftlichen
Beamten, die in Vertretung ihres Dienstherrn die Amtsgeschäfte in der geforsteten
Grafschaft auszuüben hatten.

Natürlich verlor sich in den Jahren der Abwesenheit des Fürsten nicht die
abgrundtiefe Angst vor dem Teufel und seinen Gespielen, natürlich hörte in diesen
zwölf Jahren das gefährliche Gerede von Schadenzauber und Hexenwerk unter den
Leuten nicht auf, aber das „Geschrei", wie man es im Volksmund nannte, fand in den
herrschaftlichen Amtsstuben keinen juristischen Widerhall. So ist es in diesem

47 Ludwig Egler: Chronik der Stadt Hechingen, bearbeitet von Walter Sauter und Bruno
Ewald Reiser. Hechingen. 3. Aufl. 1980, S. 93f.

48 Egler: (wie Anm. 82), S. 124.

49 Kraus: (wie Anm. 6). Siehe die unter den Nummern 54-63 aufgeführten Verfahren.

50 Siehe Ortlieb: (wie Anm. 42), S. 185.

51 Vgl. Egler: (wie Anm. 47), S. 94. Von 1637-1640 hielt sich Eitel Friedrich in Wien am
kaiserlichen Hof auf (wie Anm. 194, zeitgen. fol. 8), um dann anschließend, durch einen Brief
seiner Gemahlin veranlasst, nach Bergen op Zoom zu reisen.

52 Cramer: (wie Anm. 1), S. 296.

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