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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0389
Dietrich Bulach

en Prozessen, wobei sich der Verfolgungsschwerpunkt dieses Mal auf die Dörfer
(Hausen i. Killertal, Jungingen und Burladingen) hinaus verlagerte. Im Sommer 1650
wurden dann neben Eva Schäublin, des Wagners Weib von Burladingen, auch wieder
zwei Hechinger Bürgersfrauen der Hexerei bezichtigt.

Auffallend ist, dass diese beiden Fälle in der Residenzstadt zeitlich erneut mit dem
sich verschlechternden Gesundheitszustand Eitel Friedrichs zusammenfielen. Der
Fürst litt ja, wie bereits erwähnt, seit Jahrzehnten an den Folgen einer zu Beginn des
Dreißigjährigen Krieges erlittenen Kriegsverletzung. Ein Schuss inn die Dickhe deß
rechten Schenckhels hatte damals dazu geführt, dass unden ahn der Versen [...] der
kalte Brandt ahngesetzt hatte72. Zur Erhaltung des Schenckhels und Lebens war es
notwendig geworden, das von dem kalten Brandt beraits inficierte Flaisch hinweeg
zueschneiden. Nach langwierigem Heilungsprozess war die zugeheilte Ferse zwar
nicht mehr uffgebrochen, es hatte sich jedoch vor allem im Sommer eine tägliche
Geschwulst gebildet, nach dem der Schenckhel den Tag über wenig oder mehr
bemüehet, auch der Leib etwann mit Speiß und Tranckh beladen war. Zwar hatte sich
diese Geschwulst bey nächtlicher Rhue etliche Stunden und je nach Beschaffenhait
der Nacht größtenteils oder gar ganz verloren. Allerdings zeigte sich in den späteren
Jahren am verwundeten Schenkel Rothlauff, d. h. eine Rötung der Haut, die im Juni
1650 besonders stark war und zu einer Eröffnung deß Rothlauffs an der Ferse des
kranken Beines führte73.

Nahezu zeitgleich mit dieser gesundheitlichen Verschlechterung - Ende Mai,
Anfang Juni 1650 - begannen auch die Ermittlungen gegen Eva Schäublin aus Burladingen
, die 76 Jahre alte Maria Koch, Witwe des Hechinger Spitalmeisters Jacob
Füchslin (Fixlin) und Ende Juni gegen Anna von Ow, Ehefrau des Hechinger Bäckers
Hans BolF*. Anna von Ow, auch Reiser Annele genannt, ihren eigenen Angaben nach
70 oder 80 Jahr alt, war seit 46 Jahr verheiratet mit Hans Boll und hatte mit ihm all
die Jahre wohl und friedlich [...] gelebt und insgesamt neun Kinder gehabt, von denen
allerdings nur noch eine Tochter am Leben war. Nach mehrfacher Tortur gesteht sie
nicht nur, ihren Sohn Conrad, ihren Tochtermann Bartie Grün, die Schwägerin
Agnes Boll und deren Sohn durch Zauberei getötet zu haben. Sie gibt auch zu, mit
ihrer Schwester Rosina, die Cammermagt bei der Alten Frauen war, früher einmal im

einem guten Bad. Sollte der Krieg eine Reise unmöglich machen, könne er auch nach Tübingen
kommen.

72 Kalter Brand: Fachbegriff „Nekrose". Absterben von Gewebe, meist am Ende einer Gliedmaße
, in Folge einer Störung oder Aufhebung der Blutversorgung (dtv Brockhaus Lexikon,
1982, Bd. 3, S. 31).

73 Wie Anm. 70: Trotz der Behandlung durch die Doctores und Barbierer, die mit ordinari
Sälben und hiesigen Baadts behandelten und dem Fürsten gute Heilungschancen versprachen,
war sein Gesundheitszustand drei Monate später, im September 1650, noch nahezu unverändert
.

74 Die Akten über den Prozess gegen Maria Koch finden sich in: StAS, Dep. 39 (FAS), DH1,
Rub 167, Nr. 6, Verbrechen überhaupt, dat. 28.5.1650 - 8.7.1650. Die anderen beiden Prozesse
gegen Eva Schäublin aus Burladingen und Anna von Ow fehlen in der Aufzählung von
Kraus. Sie finden sich in: StAS, Dep 39 (FAS), DH1, NZ Rub. 74, Nr. 1, Hexen- und Diebstahluntersuchungen
, dat. 28.6.1650 - 5.8.1650.

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