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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0404
Der Fürst und „seine" Hexe

nicht mehr einfach ignorieren. Ihm war nun klar, dass es ein schwerer Fehler gewesen
war zu glauben, es sei ihm mehr Nuz alß Schad, sich einiger Partheyligkeit weder a
parte der Subdelegirten noch sonsten zu enthalten und dass er nicht verhindert, sondern
zuegelassen [hatte], daß obgemelte Subdelegirte Information [...] eingenohmen,
wie und von wehm sie haben wollen. Er habe, so befindet er später selbstkritisch, die
unbilliche und unbegründte Klag davor zu wenig geachtet und geglaubt, dass solches
auf die Anstüffter und Verhözer der Brüeder viel mehr fallen würde. Allerdings, fügt
er entschuldigend hinzu, habe er damals auch wegen gesundheitlicher Probleme
mit seinen Füßen auf seinem Zimmer und mehrstens auf dem Bett bleiben müessen
und deshalb keinen direkten Einfluss auf den Verlauf der Untersuchung nehmen
können145.

8. REFORMPOLITIK UND TEUFELSWERK

Eitel Friedrich konnte nun nicht länger die Augen vor der Realität verschließen: Die
Subdelegierten hatten wieder alles Vermuethen ihm die Hauptschuld für die Abgang
und Unordnungen, die seiner Meinung nach vor allem durch das leidige Kriegswesen
verursacht worden waren, zugewiesen, und mit der beabsichtigten Einsetzung eines
Administrators wurde ihm ein massiver Eingriff in seine Regierungsbefugnisse angedroht146
. Er konnte nun nicht mehr, wie in den vergangenen Jahren, einfach damit
rechnen, dass die Kommissionsarbeit durch Kriegswirren ins Stocken geraten oder
durch seine lange Abwesenheit im Keim erstickt werden würde. Deshalb zog sich der
hohenzollerische Regent, der wie seine Vorgänger auch als frommer Mann galt, im
Februar 1651 hinter die schützenden Mauern des Franziskanerklosters St. Luzen bei
Hechingen zurück, um sich mit geistlichem Beistand auf die neu entstanden politische
Lage einzustellen. In klösterlicher Abgeschiedenheit verfasste er eine Rechtfertigungsschrift
. Mit dem Ergebnis seiner Bemühungen war er jedoch in zweifacher
Hinsicht nicht zufrieden. Zum einen wollte ihm die Gründtliche Verantwortung in
der gewünschten specificiertefn] Form nicht gelingen, da seine hierzu gehörigefn]
Leuth, theils nit bey der Stöll, thails erkrankhet waren147. Zum anderen wurden die
von ihm eingebrachten Vergleichs- und Verbesserungsvorschläge von Seiten seiner
Brüder abgelehnt148. Deshalb setzte Eitel Friedrich seine Hoffung schließlich auf
interne Familiendiplomatie und verfasste am Morgen des 5. März 1651 - noch vor der
Frühmesse - ein ungewohnt persönlich gehaltenes Schreiben an seinen in Tübingen
sich aufhaltenden freundlichefn] vilgeliebtefn] Herrfn] Brueder Graf Leopold
Friedrich - seinen schärfsten Gegenspieler:

145 StAS Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 794: Casus Substantialiter, Erster Anfang und
Erfolg d, hohenzollerischen Commission, uffgesetzt sub dato den 3. Aprilis 655. Konzept eines
Schreibens von Fürst Eitel Friedrich (ohne Orts- und Adressatenangabe).

146 Wie Anm. 145.

147 Wie Anm. 141, S. 22.

148 Ortlieb, S. 189.

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