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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0405
Dietrich Bulach

Es sei ihm herzlich leid, dass er ihm das gewünschte höhere Deputat nicht
auszahlen könne. Er würde seinem Bruder gern [...] mit Mittlen heyspringen, damit
dieser dene iihell intentionirten Ohrenblaßern [heimlichen Verleumdern] gar khein
Gehör schenke. Doch leider mache ihm das begrenzte Landeseinkommen einen
solchen Schritt mehr alß schwehr oder vil mehr nit möglich, zumal man gegen ihn mit
Klage, Beschlagnahme und dergleichen drohe. In vertraulichem Ton eröffnet Eitel
Friedrich seinem Bruder Leopold, dass eigentlich ihr jüngster Bruder, Graf Philipp
Christoph Friedrich, das Hauptproblem ihrer familiären Unstimmigkeiten darstelle:
Als noch nicht Vierzigjähriger unterschätze dieser offensichtlich die Situation,
glaube, dass ihm noch alles zum Besten khommef] und er sich einsitzen [etablieren]
könne. So fänden die osores [Hasser] undt die Hexen, die die Gebrüder gewißlich
aufs eußerst verfolghen, in Graf Philipp ein guetes Instrument undt einen praetext
[Vorwand], ihnen scheinbar Gutes zu tun, um sie in Wirklichkeit zue ruinieren, auf
dass sie alle crepieren. Der erste, der dies noch erfahren werde, so Eitel Friedrich
unheilvoll, sei Philipp selber, denn er halte sich für den böstefn] Haushaltter, betrachte
aber sein Haus weniger [...]alß des geringste Bauwesen. Er setze nur auf ohnbillige
rigor [Härte] und wolle auf eine Bauren haußhaltung hinaus. Dies habe er ihm
einmal vorgehalten, worauf sein Bruder den von Awm mit dem Spruch zitiert habe:
hah nur ein Dorff, leb dannocht. Wenn einer so denke, so Eitel Friedrich zu Leopold,
werde ihr Hauß gar despectiert und es komme kheiner auf einen grüenen Zweigh.
Er gehe davon aus, dass die Hexen ihren Bruder auch gar verhechßt hätten, denn er
mache ihnen aus dergleichen Antrib (an wölchem nit zuzweiflen) [...] böse Händell
und setze sie in große Gefhar, genzlichen Ruin. Ich glaub nit, so Eitel Friedrich überzeugt
, dz in Deutschland ärgere Hexenleut alß hier, diß ist alles Ohnglückhs die
Ursach"\ Dies schreibe er ihm, Leopold, eilfertig undt vertreulich, damit er erkenne,
in welche Gefahr er sich als Fürst bringe, wenn er, um ihm zu helfen, etwas politice
oder vil mehr oeconomicö doch nach aller Billigkheit wollte procederen. So kommt
Eitel Friedrich am Ende seines Briefes zu dem eindeutigen Fazit: Wer dz Deufels-
werckh und die Hexerey nit, so wer diesem Hauß, wie bishero, nit so schlecht gangen
undt wer allem gueter Rath zuefinden150.

Sollte dieses „vertrauliche" Schreiben der Versuch Eitel Friedrichs gewesen sein,
mit der Verteufelung Philipps einen Keil zwischen die beiden opponierenden Brüder
zu treiben, um die Hauptverantwortung für die stagnierenden Deputatszahlungen
dem Jüngsten aufzubürden, so war dies ein eher plumpes, leicht durchschaubares
Manöver. Denn Philipp Christoph Friedrich hatte zwar in der Vergangenheit, wie
Ortlieb zurecht bemerkt, auch „vor den Subdelegierten schwere Vorwürfe gegen
seinen älteren Bruder erhoben", dennoch war er im Vergleich zu Leopold Friedrich
derjenige, der vor „den kaiserlichen Kommissionen am wenigsten in Erscheinung
trat", weil er durch „Kanonikate in Köln und Straßburg finanziell einigermaßen versorgt
" war. Obwohl Philipp Christoph Friedrich die meiste Zeit seines Lebens in der

149 Niederes Adelsgeschlecht aus der hohenzollerischen Nachbarschaft, s. Casimir Bumiller:
Studien zur Sozialgeschichte der Grafschaft Zollern im Spätmittelalter (Arbeiten zur Landeskunde
Hohenzollerns 14) Sigmaringen, 1990, S. 101.

150 Wie Anm. 49.

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