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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0410
Der Fürst und „seine" Hexe

seinen Inspektor Sachs allerdings aus vorderster Linie zurückziehen, so dass er in den
nächsten Monaten nicht mehr in Erscheinung trat. Der Fürst behielt den Assessor
jedoch als „Joker in der Hinterhand", um ihn in diesem sich zuspitzenden Machtpoker
bei nächster Gelegenheit wieder einzusetzen.

In dieser politisch aufgeheizten Atmosphäre war nun - wie bereits erwähnt175 - der
Weißgerber Andreas Harting am 26. Februar 1652 auf dem Weg ins niederländische
Bergen op Zoom. Wer ihn geschickt hatte - die Brüder des Fürsten, herrschaftliche
Beamte oder kaiserliche Subdelegierte - ist nicht bekannt. Auffallend ist allerdings,
dass man den Gerber offensichtlich als Boten eingesetzt hatte, obwohl dafür in
Hechingen seit fast hundert Jahren eigentlich die Metzger zuständig gewesen
waren176. Wir wissen auch nichts Genaues über die Art seines Auftrags. Belegt ist zu
dieser Zeit jedenfalls ein reger Schriftverkehr von Seiten Graf Leopolds, der sich
wegen seines Deputats am 14.1. und 23. L 1652 brieflich an seinen Bruder in Bergen
op Zoom gewandt hatte. Erwartungsvoll berichtet er im zweiten Schreiben, Dr.
Wagner komme demnächst im Auftrag der Kommission und ja auch mit seiner, des
Fürsten Erlaubnis nach Hechingen und er, Leopold, habe die für ein Treffen notwendigen
Vorbereitungen bereits getroffen177. Dass Eitel Friedrich diese freudige
Erwartung seines Bruders - angesichts seiner Erfahrungen mit den kaiserlichen
Subdelegierten - nicht teilte, liegt auf der Hand und lässt sich auch daran ablesen, dass
er sich zehn Monate Zeit ließ, bis er sich endlich auf den Weg nach Hechingen machen
sollte.

Hing es nun mit dieser diffizilen Situation zusammen, dass besagter Weißgerber
nur vier Wochen nach der Rückkehr des Fürsten aus den Niederlanden sich plötzlich
im dunklen Verlies der Festung Hohenzollern wiederfand? Hatte ihn das Schicksal
jener Boten ereilt, die als Überbringer der schlechten Nachricht für dieselbe büßen
müssen, weil die eigentlichen Gegner gerade nicht zur Hand sind? Oder war dem
Handwerker aus Hechingen zum Verhängnis geworden, dass der politisch immer
stärker unter Druck geratene zollerische Herrscher fast keinem mehr traute und
prinzipiell jeden als potentiellen Feind und Helfershelfer dämonischer Mächte
betrachtete?

Bis zur Rückkehr Eitel Friedrichs Ende 1652 sollten allerdings zunächst noch einige
Monate trügerischer Ruhe vergehen. Selbst der angestammte Hechinger Henker
Andreas Baur (Paur) schien seinem gnadenlosen Handwerk mangels Arbeit auswärts
nachgegangen zu sein; das Amt des Nachrichters war beim Jahrgericht Ende Februar
1652 jedenfalls vakant178. Durch die Abwesenheit des Fürsten war die Suche nach
gotteslästerlichen Malefikanten ohnehin auf Eis gelegt und auch die Arbeit der

175 Siehe oben, S. 378.

176 Allerdings scheint es in der Mitte des 17. Jahrhunderts unter den Metzgern mehr und mehr
Usus geworden zu sein, nur noch die Postpferde zu stellen, die Post selbst aber nicht mehr zu
befördern (vgl. beispielsweise StAS, Audienzprotokolle, Hol, T8, Bd. 96, 23.8.1651).

177 StAS Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 731, Faszikel II: Graf Leopold an seinen Bruder
Fürst Eitel Friedrich in Bergen op Zoom, dat. Friedrichsburg, 23. L1652.

178 Wie Anm. 90, fol. 178.

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