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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0418
Der Fürst und „seine" Hexe

haben, noch irgendeine Kenntnis von verborgenen Zaubermitteln im Schloss zu
besitzen, dennoch war Eitel Friedrich damals wie heute davon überzeugt, dass sie als
Obristin oder Teufelsführerin alles versucht haben musste, ihren bösen Einfluss nicht
nur auf seine Tante Maximiiiana, sondern auch auf die Fürstenkinder auszuüben. Die
Friedrichsburg, nach ihrem Umbau zum Renaissance-Schloss von „Zeitgenossen als
schönstes Schloß in Schwaben" gerühmt213, inzwischen aber „in einem jämmerlichen
baulichen Zustand214", war so für den vom Aberglauben besessenen Fürsten ein seit
Jahrzehnten bevorzugter Tummelplatz von Geistern, Dämonen und Hexen.

Eitel Friedrich fordert deshalb den Spitalmeister und die Frau des ehemaligen
Oberamtmanns Schwegler umgehend auf, oben in der Kinderstube hünder dem
Täffer und allenthalben zuesuechen, ob villeicht ainiches verborgen Maleficum sich
möchte erfunden215. Als die beiden die Holzverkleidung der alten Kinderstube herunterreißen
, kommt dahinter allerhand Unfläterey zum Vorschein: Haar, Bainer,
Haarnadlen, Agnus Dei, Messer, neben anderen ein wächsine dreyfache Kerzen, mit
einem weißen wäxinen großen Knopff vol gelbe Haar und miten durch die Kerzen
eine Wurzlen, so zugleich mit der Kärzen, biß uff ein Handt lang verbrändt. Um auf
Nummer sicher zu gehen, wird dieses Sammelsurium geweihter, obskurer und anzüglicher
Objekte unter Mithilfe des inzwischen herbeigerufenen Soldaten Hennen-
mann2lb eilends hinunter geschafft und im Beisein des St. Luzener Franziskanerpaters
Joseph2^7 underm Camin vor dem vergulten Zimmer verbrändtmDer Erfolg dieser
Aktion scheint Eitel Friedrich Recht zu geben, ist es ihm doch von nun an wieder
möglich, besser auffzusein.

Vielleicht nahm der Fürst diesen Erfolg zum Anlass, den Schustermeister Grün
nun endlich aus dem Gefängnis freizulassen219. Auch für dessen Schwiegersohn
öffneten sich bald die Kerkertüren. Elf Wochen lang war Harting insgesamt in Haft
- lange genug, um seinen Wohn- und Arbeitsplatz am Mühlkanal zu verlieren. In der
Folgezeit mussten er und seine Frau im Hause seines Schwiegervaters Unterschlupf
suchen220.

213 Karl Mors: Hechingen und die Burg Hohenzollern, Sigmaringendorf, 1989, S. 84.

214 Ortlieb (wie Anm. 42), S. 216.

215 Wie Anm. 211, fol. 130r.

216 Hans Hennenmann aus der Grafschaft Scbwarzenburg war seit 19.7.1651 Soldat auf
Zollern (s. StAS, Hol, T 8, Audienzprotokoll Bd. 96, 19.7.1651, fol. 123r.

217 Möglicherweise ist dieser Pater identisch ist mit dem in der Hechinger Chronik im Jahr
1632 erwähnten Burgkaplan Pater Joseph (siehe Egler, wie Anm. 82), S. 125.

218 Lt. Bächtold-Stäubli (wie Anm. 75) deuten die meisten der gefundenen Objekte auf
Liebeszauber hin. Das gilt beispielsweise für die Haarnadeln, die ein Zeichen von Treue oder
Untreue sein können (Bd. 3, Spalte 1289), für die mit einer Wurzel durchstochenen Kerzen, die
dem Treulosen tödliche Rache androhen (Bd 8, Spalte 1490) und den wächsernen Knopf
(Knoten) voll gelber Haare, der beispielsweise eine feste Verbindung mit dem ehemaligen
Träger des Haares magisch erzwingen soll (Bd. 5, Spalte 14 und 16). Auch die im Zeugenprotokoll
gemachte Bewertung des Gefundenen als Unfläterey (d.h. Frevel, Unzucht, Bosheit)
könnte in dieses Richtung deuten.

219 Am 8. März wird er aufgefordert, eine Schuld von 30 fl zu begleichen (s. StAS, Ho 1, T 8,
Audienzprotokoll Bd. 96, f. 261 r).

220 Wie Anm. 316, dat. 17.2.1655 sowie Anm. 200, dat. 13.9.1654, Pkt 7.

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