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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0420
Der Fürst und „seine" Hexe

strapaziert, und durfte zufrieden konstatieren, die Effektivität der kaiserlichen
Kommission in seinem Interesse geschwächt und die geplante Umsetzung der Interventionspläne
bis auf weiteres hinausgezögert zu haben.

Die nun folgenden Sommermonate waren für Eitel Friedrich dennoch nur scheinbar
eine Zeit der Entspannung. Er wusste, dass trotz der eingetretenen Verzögerung
der von Dr. Wagner angedrohte Eingriff der Kommission in seine Regierung nach wie
vor wie ein Damoklesschwert über ihm hing, zumal sich sein Bruder Leopold
Friedrich seit Anfang des Jahres am kaiserlichen Hof aufhielt, wo er „im Zuge
der zunehmend Adelige aus dem Reich berücksichtigenden Ernennungspolitik
Ferdinands III. zum kaiserlichen Kämmerer bestallt" worden war. „Seine Präsenz am
Kaiserhof", so Ortlieb, „nutzte Leopold Friedrich in der Auseinandersetzung mit
seinem älteren Bruder zu zahlreichen Eingaben an den Reichshofrat und entsprechenden
mündlichen Vorstellungen bei Reichshofräten und kaiserlichen Ministern226
." Dies dürfte auch der Grund dafür gewesen sein, dass sich im April 1653
Kaiser Ferdinand III. persönlich an Eitel Friedrich wandte und dem Fürst noch
einmal ernstlich befahl, seinem Bruder Leopold die ihm zustehenden 1000 Gulden
Jahrgeld in monatlichen Raten auszuzahlen227. Schließlich würden ja auch die Abgaben
von den Untertanen monatlich erhoben228.

Doch auch von anderer Seite kamen zu dieser Zeit finanzielle Forderungen auf den
Regenten zu. Die von Eitel Friedrich für den Reichstag in Regensburg bestimmten
hohenzollerischen Deputierten Ferdinand Graf von Reckheim und Dr. Birckmann
beantragten die Erstattung ihrer bisher aufgelaufenen Reisekosten sowie weiterer Spesen
in Höhe von 1000 Gulden229. Eitel Friedrich ließ deshalb am 3. Juni 1653 durch
seinen obersten Beamten Dr. Sachs eine Aufforderung an Bürgermeister, Ausschuss
und Dorfschaften ergehen, 1000 Gulden in drei Raten von den Untertanen einzuziehen
. Dies sei notwendig, weil man selbst mit Gelt mütteln nit versehen und ein
Angreifen des Deputats von Graf Leopold nicht angezeigt sei. Doch auch die
Gemeindekassen waren leer. Schon ein halbes Jahr zuvor hatten die Vögte die
Unmöglichkeit betont, wegen der großen Armueth das Geld zu beschaffen230. Der
hier geschilderte Vorgang wirft ein grelles Licht auf die Diskrepanz von Anspruch
und Wirklichkeit in der Regentschaft des hohenzollerischen Fürsten. Während Eitel
Friedrich, vertreten durch seine Abgeordneten, am 10. Juli 1653 in Regensburg
offiziell in den Reichsfürstenrat eingeführt wurde und damit „das Haus Hohen-

226 Ebd., S. 198.

227 Der Kaiser hatte damit die Forderung Graf Leopolds nach einer Erhöhung seines Deputats
auf jährlich 1500 Gulden nicht übernommen. Eitel Friedrich hatte stets unmissverständlich
klargemacht, dass er eine solche Summe niemals akzeptieren werde (wie Anm. 130).

228 StAS Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. 731: Kaiser Ferdinand III. an Fürst Eitel
Friedrich, dat. 25.4.1653.

229 Wie Anm. 181. Der Reichstag sollte am 30.6.1653 beginnen. Dr. Birckmann war jedoch
noch vor Beginn der Konferenz aus Regensburg abgereist und musste durch einen Nachfolger
ersetzt werden (s. StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokoll Bd. 96, 3.6.1653, fol. 282).

230 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokoll Bd. 96, 19.12.1652, fol. 240.

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