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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0423
Dietrich Bulach

Doch der Handel sollte so einfach nicht abzuwickeln sein. Das lag nicht nur an der
großen Entfernung zwischen den beiden Geschäftspartnern241, sondern auch daran,
dass Eitel Friedrich zu Hause sich gleich zwei Herausforderungen zu stellen hatte, die
Zeit und Energie beanspruchten. Am 11. September 1653 war, lt. Ortlieb, ein vom
Reichshofrat in Wien formuliertes votum ad imperatorem zu dem Schluss gekommen
, „daß Euer Kay. Mt. von kay. ambts wegen billich dahin zusehen haben,
damit diese graffschafft nit ganz und gar zu grundt gerichtet werde." Der Kaiser
möge deshalb einen neuerlichen Kommissionsbefehl erteilen mit dem Ziel, den knapp
ein Jahr zuvor erarbeiteten Vorschlag (Einsetzung eines unabhängigen Administrators
) umzusetzen. Die Initiative des Reichshofrates war erfolgreich und der Kaiser
erteilte am 22. September 1653 von Regensburg aus einen neuen Kommissionsauftrag.
Eitel Friedrichs Einwände, „vor der Kommission nicht ausreichend gehört worden
zu sein und die von den Subdelegierten festgestellten Mängel im wesentlichen schon
selbst behoben zu haben", konnten den Beschluss des Kaisers nicht mehr verhindern242
.

Parallel zu diesen politischen Widrigkeiten sah sich der Fürst auch genötigt, gegen
die dämonischen Mächte vorzugehen, die sich seiner Uberzeugung nach mit neuerlichen
Attacken auf seine Gesundheit bemerkbar machten. Im September 1653 hatte
er bereits erwogen, bei nächster Gelegenheit direkt am verdächtigen Ort seiner male-
f izischen Gegner - d. h. im Haus des Schusters Balthas Grün - unter Anwendung von
Weihwasser, Stola und unter strikter Einhaltung aller notwendigen Formalitäten mit
Exorzismus gegen die verschworenen Daemones & Complices vorzugehen243. Doch
der Fürst war inzwischen verunsichert. Allen bisher getätigten Maßnahmen war
bestenfalls ein kurzfristiger Erfolg beschieden, und er war fest davon überzeugt, dass
sein politischer Handlungsspielraum, vielleicht sogar sein politisches Uberleben von
klaren Erfolgen im Kampf gegen das Böse abhinge. Sollte er tatsächlich diesen Sieg
davontragen, so die Hoffnung des Fürsten, würden auch seine Gegner erkennen
müssen, daß dises mir zuebringende Unhail alles von dem noch grösseren herrüeret,
das nichts anderes [ist] allß ein pures Deüfelswerckh144.

Mitte Oktober 1653, also parallel zu den geschäftlichen Kontakten mit dem holländischen
Weinhändler und zeitgleich mit dem von Kaiser Ferdinand III. an den Markgrafen
Wilhelm von Baden sowie an Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich ergangenen
neuerlichen Kommissionsauftrag245, sucht Fürst Eitel Friedrich II. von Hohen-
zollern-Hechingen im Kampf gegen das Deüfelswerckh kompetenten Rat in einem
zeitgenössischen Standardwerk der Hexenliteratur. Zwei Seiten lang exzerpiert er

241 In Verkennung der geographischen Gegebenheiten war Velber der Meinung, die Sache mit
Eitel Friedrich persönlich abklären zu können: Der Ort Fridrichsburg ist mir gar unbekent,
weis nit wo es ligt, wan es feilleicht nit weit von Collen were, und]. F. G. sich noch ein Zeitlang
mochten aufhallten, wolt ich wol eins uberkomen, umb alles weitleüfiger zuverstehen geben.

242 Ortlieb (wie Anm. 42), S. 221.

243 Wie Anm. 200: Processus in malef. vom 8.5.1653.

244 StAS Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 794, dat. 4.10.1653: Konzept eines nicht adressierten
Schreibens Fürst Eitel Friedrichs.

245 Wie Anm. 55, fol. 3r.

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