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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0431
Dietrich Bulach

dem, warumb sie in solcher Armuot sind, und noch grosere zuerwarten steth, wan sie
in solchem Stand bleiben. Wenn er, Velber, in Hechingen wäre, würde er ein algemein
Geben anstellen, das Gott J.F.G. Augen und Verstand verleichten wollte [...] nam
nulla scientia melior est illa, qua homo cognoscit semetipsum"270, andererseits gebe es
kein grosere Straf als das iemand sein eigen Fauten [Fürsprecher] nicht erkent. Dass
er, Velber, hier so viele Worte mache, habe seinen Grund darin, dass er früher am
selbigen Fieber kranck gewesen sei, aber er habe ein Heilmittel gefunden, dass ihn der
Teufel oder nichts nit beschädigen könne. Mit diesem Heilmittel könne er Gott
gleichsam [...] zwingen, das er mich nit verlassen kan. Nicht mit viel Bitten, sondern
nur mit einer geringen sei man mächtig, durch die Wolcken zu tringen. Denn Gott
sage sonst: Das Volck ruoft mich mit den Lippen an und mit dem Herzen sind sie weit
von mir, geleich viel geistliche Persohnen thuen; die bitten mer auf Gewonheit als auf
Andacht, solches Gebet ist nit kraftig genuog. Er hoffe, und so schließt Velber seine
lange Moralpredigt, Eitel Friedrich werde seine kindtliche Ermanung in Gnaden aufnehmen
und sich bekehren, gleich wie der Konig Davidt durch die Vermanung des
Propheten gethan hat271.

Man darf wohl nicht davon ausgehen, dass sich ein hohenzollerischer Reichsfürst
von einer Zufallsbekanntschaft einfach so die Leviten lesen ließ - auch dann nicht,
wenn dieser in die devote Rolle des Kindes geschlüpft war. Trotz der wiederholt
signalisierten Bereitschaft der fürstlichen Gemahlin, nach Hechingen zu kommen,
verzichtete Eitel Friedrich weiterhin auf ihre angebotene Hilfe. Die Entfremdung
zwischen den Eheleuten, die man aus Velbers Andeutungen herauszulesen kann,
könnte e i n Grund gewesen sein. Tatsächlich sollte sich das Fürstenpaar bis zum Tod
Eitel Friedrichs nicht mehr begegnen272. Ein von Eva Ortlieb in ihrem Buch erwähntes
Schreiben des Markgrafen an Eitel Friedrichs Gemahlin wirft ein weiteres Licht
auf dessen Zurückhaltung. Der aus der kaiserlichen Kommission ausgeschiedene
Wilhelm Markgraf von Baden hatte sich im März 1654 - wieder einmal auf freundschaftlich
-verwandtschaftlicher Ebene - um Vermittlung zwischen den Ehepartnern
bemüht. „Im Gespräch war eine Vorschlag, wonach die Fürstin von Hohenzollern die
Administration Hohenzollern-Hechingens übernehmen und ihr Vermögen zur
Sanierung der Grafschaft verwenden sollte; die Idee scheiterte schließlich daran, daß
Maria Elisabeth eine schriftliche Versicherung ihres Ehemanns und seiner Brüder
verlangte, alle einschlägigen Entscheidungen ihr zu überlassen"273. Auch wenn
Ortlieb nicht erwähnt, wer im Einzelnen die Zustimmung verweigerte, so liegt die
Vermutung nahe, dass Eitel Friedrich große Ressentiments gegen einen solchen
Vorschlag gehabt haben dürfte. Die Ubergabe der Macht an seine Gattin wäre aus

270 Denn kein Wissen ist besser als jenes, das der Mensch selbst erkennt.

271 WieAnm. 268.

272 Eitel Friedrich starb am 11. Juli 1661 nicht, wie manchmal zu lesen ist, in Bergen op Zoom,
sondern in Hechingen (vgl. StAS, Dep 39 (FAS), HH1, Rub 184, Nr. 170: Extract aus
dem Testament des Fürsten Eitel Friedrich zu Hohenzollern-Hechingen, dat. Hechingen,
27.4.1661).

273 Ortlieb (wie Anm. 42), S. 203.

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