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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0432
Der Fürst und „seine" Hexe

Sicht des Fürsten einem öffentlichen Eingeständnis seiner ihm oft vorgeworfenen
Regierungsunfähigkeit gleichgekommen und hätte aus der Sicht des zwölf Jahre
älteren und seit fast 30 Jahren regierenden Fürsten eine politische und persönliche
Entmündigung bedeutet. So hatte Eitel Friedrich mit dem NichtZustandekommen
der von Markgraf Wilhelm anvisierten Familienlösung seine letzte Chance verspielt,
einem Eingriff der kaiserlichen Kommission zuvorzukommen. Unmittelbar darauf,
am 1. April 1654 erging erneut ein kaiserlicher Kommissionsbefehl mit dem Ziel,
einen Administrator in Hechingen zu installieren274.

In dieses Bild der verpassten Chancen passt denn auch, dass das lukrativ erscheinende
Geschäft mit dem zollfreien Bodenseewein nicht zustande kommen wollte,
obwohl Georg Velber dem hohenzollerischen Fürsten den Handel in einem weiteren
Schreiben - nun wieder ganz in merkantilischer Manier - noch einmal schmackhaft
zu machen suchte: Würde er, Velber, dreimal pro Jahr besagte Wein-Transaktion vom
Oberland in die Niederlande durchführen, beliefe sich der Profit des Fürsten auf runde
9 000 Reichstaler275! Doch weder der verführerische Reiz dieser nackten Zahlen
noch die sibyllinischen Drohworte Velbers, im Falle eines Scheiterns des Unternehmens
würden die Kinder in der Wiegen Räch vor Got darüber rufen, konnten Eitel
Friedrich zum Handeln verleiten. Die von Velber akribisch aufgelistete lange Reihe
von Kurfürsten und Ständen, die der Fürst um Zollfreibriefe hätte ersuchen müssen276
, dürfte nicht der ausschlaggebende Grund gewesen sein. Aus den kraftlos und
unverbindlich wirkenden Zeilen einer letzten überlieferten Notiz Eitel Friedrichs
vom Mai 1654 geht vielmehr hervor, dass er sich einfach nicht in der Lage sah, das
Geschäft alleine in die Wege zu leiten und deshalb der Sache auch kein besonderes
Interesse mehr entgegenbrachte: Ahnlengend die Zollbefreyung können wir kein
anderes Mittl ersehen, alß daß iemandts sich hiehero begebe, und die benöthigte
Mittel vorschiesse, die Schreiben selbsten gehöriger Ohrten einliffere und sollicitire,
auch was dem Werckh etwan erfordert seyn möchte, verrichten helffe277.

11 DER FÜRST, SEINE HEXE UND DIE KAISERLICHE KOMMISSION

Die Ursachen dieser Handlungs- und Entscheidungsschwäche Eitel Friedrichs zeichnen
sich mit Blick auf die Quellen klar ab. Sein Gesundheitszustand hatte sich erneut
verschlechtert und damit den sich kurzfristig eröffnenden politischen und wirt-

274 StAS, Dep 39 (FAS), HH1, Rub 53, Nr. A 781: Ferdinand von Hochberg/Dr. Johann
Wagner/Hans Jacob Datt zu Dieffenau an Fürst Eitel Friedrich in Hechingen oder wo Ihr Frst.
Gnd. anzutreffen, dat. (o. Ortsangabe) 3. April 1655.

275 StAS, Dep 39 (FAS), HH1, Rub 53, Nr. A 823: Georg Velber an Fürst Eitel Friedrich, dat.
Bergen op Zoom, 19.1.1654.

276 Wie Anm. 275: Auf Anfrage Eitel Friedrichs nennt ihm Velber folgende Adressen: Bischoff
zu Speur, Khurfürst pfaltz, Churf. Mentz, Fürst von Darmstat oder Hessen, Churfürst Trier,
der Lothringer wegen Hamerstein, welches der gröste Zoll ist, Chur: von Collen, Fürst von
Düsseldorf, Curf: Brandenburg, oder Churfurstenthum Gelder zu Arnheim.

277 StAS, Dep 39 (FAS), HH1, Rub 53, Nr. A 794: Fürst Eitel Friedrich an Georg Velber, dat.
18.5.1654.

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