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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0436
Der Fürst und „seine" Hexe

Schreiben vom 7. Juli 1654 wegen iezmaliger hier zu unbequember Zeit und [um]
meine Gesundheit höchst nötigh zu pflegen und von schwerem Zustand mich umb
etwas zuerholen"125, die Durchführung der Kommission auf den Herbst 1654 zu verschieben
. Mit dieser Bitte hat er offensichtlich Erfolg, denn die in Vorbereitung
befindliche Exekution wird im Verlauf dieses Jahres 1654 tatsächlich nicht mehr
umgesetzt.

Dieses kurze Moratorium versucht Eitel Friedrich nun zu nutzen, um seine Zukunft
als Regent der gefürsteten Grafschaft Hohenzollern-Hechingen und sein seelisches
und körperliches Heil durch die Bekämpfung der Hauptursache allen
Unglücks, des DeüfelswerckhfsJ, zu sichern. Seiner zwanghaften Logik folgend
beschließt er im Spätsommer 1654, die vermeintliche Hexe Anna Maria Grün erneut
festnehmen zu lassen. Als sich der Soldat Hans Hennenmann Zugang zum Haus des
Schusters Grün verschafft, um die Weißgerberin auf die Zollerburg zu bringen, findet
er die Wohnung des Gerberehepaars jedoch verlassen vor. Offensichtlich war den
beiden die bedrohliche Entwicklung nicht verborgen geblieben. Da ihnen eine erneute
Verhaftung drohte, deren Folgen dieses Mal nicht so glimpflich sein würden wie
zuletzt, hatten sie sich zur Flucht entschlossen und waren dabei, um ihre Erfolgschancen
zu erhöhen, getrennte Wege gegangen. Anna Maria Grün hatte irgendwo
innerhalb der Grafschaft in einem Versteck Unterschlupf gesucht. Vielleicht wollte
sie ihr gegebenes Versprechen, das hohenzollerische Herrschaftsgebiet nicht zu
verlassen, halten, um dem Fürsten keinen zusätzlichen Anklagegrund zu liefern;
vermutlich sah sie aber auch einfach keine realistische Chance, in der Fremde allein
durchzukommen. Der juristische Arm des Landesfürsten reichte bekanntermaßen
weit über sein eigenes Territorium hinaus. Ihr Mann Andreas Harting jedoch war
über die Grenze der gefürsteten Grafschaft ins benachbarte vorderösterreichische
Ausland geflohen. Denn wenn er überhaupt irgendwo Hilfe erwarten konnte, dann
nur außerhalb Hohenzollerns.

Für seine Frau war die Flucht schon bald zu Ende. Mitte August wurde sie auf
hohenzollerischem Territorio, wo sie gleichwohl verborgen zuseyn vermeynet,
erdappet und erneut auf die Festung Hohenzollern gebracht. Für ihren Verfolger Eitel
Friedrich war ohnzweiffentlich klar, dass sie auß Ahntreibung bösen Gewissens [...]
flichtigen Fueß zusetzen sich sambt ihrem Mann unterstanden2Sb. Da Balthas Grün
sowohl für seine Tochter als auch für seinen Schwiegersohn gebürgt hatte, wurde er
wegen Hülfflaistung, Widersetzung und vorgehende Schmächung gegen der Obrig-
kheit in bürgerliche gelinde Verhaßt, so Eitel Friedrich später bagatellisierend, genommen287
.

Während nun der Vater im Stadtgefängnis und die Tochter im Kerker der Burg
Hohenzollern in Ketten liegen, sucht Andreas Harting verzweifelt nach Mittel und
Wegen, um den beiden zu helfen. Er kann realistischerweise nicht erneut mit jener
Zurückhaltung rechnen, die der Landesherr einige Monate zuvor bei der ersten
Verhaftung seiner Frau noch an den Tag gelegt hatte. Das Schnellverfahren gegen

285 Ebd.

286 Wie Anm. 200.

287 Wie Anm. 55.

421


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