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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0456
Der Fürst und „seine" Hexe

Eitel Friedrich seinen Vertrauensmann in der österreichischen Regierung, Johann
Jacob Kohler, nach Hechingen zu kommen. Kohler, so Eitel Friedrich, ein alter treuer
erzherzoglicher Minister Ihrer Dht. zu Insprugg und oberösterreichischer Regimentsrath
erfahrner und qualificierter Mann, habe sich ihm gegenüber in der Vergangenheit
stets discret, vernünftig und temperat [..,] erzeiget, dz alles dz, was er mit mir
gepflogen, zu Fried und Einigkeit zwischen mir und meinen Gebrüderen, und der
ganzen Familia ersprießlich und nutzlich erachtet habei56. Mit Hilfe Kohlers ver-
fasst Eitel Friedrich eine Protestschrift. Doch die am 17. April an die kaiserliche
Kommission abgesandte und deren Auftrag zue widerlaufende [...] Exception und
Protestation Schrifft kann - trotz des zimblich hizigfenj und nachdencklichfenj
Tons357 und eines „beiläufigen" Hinweises des Fürsten auf seine an Händt und
Füessen üble[] Leibs Indisposition™ - die Subdelegationskommission nicht mehr
aufhalten.

Am 28. April 1655 betreten mit Ferdinand von Hochberg, Dr. Johann Wagner,
Johann Adolph Krebs von Bach und Jacob Rudolf Streitt von Immendingen vier
wichtige Akteure im Auftrag des Kaisers die Hohenzollernstadt Hechingen, um an
diesem Schauplatz den letzten Akt eines langjährigen Inquisitions- und Politdramas
einzuläuten. Begleitet werden sie unter anderem von einem einfachen Handwerker,
der sich bereits jetzt als eigentlicher Sieger fühlen durfte: Andreas Harting, Ehemann
der wegen des Vorwurfs der Hexerei festgehaltenen Anna Maria Grün, kehrt nach
einem Dreivierteljahr Rottenburger Exil in die Grafschaft Hohenzollern und an
seinen Wohnort zurück, der Delegation mit einem Pürstrohr [Pirschgewehr] in der
Hand vorausgehend und großen Truz und Ubermueth gebrauchend! So schildert
Eitel Friedrich ein Jahr später in einem Schreiben an Kaiser Ferdinand III. diese filmreife
Szene, die ihm auch dann noch, als er diese Zeilen schreibt, die Zornesröte ins
Gesicht getrieben haben dürfte. Sein Zorn richtet sich vor allem gegen den Mann,
dem er die Hauptverantwortung für diese Demütigung zuschreibt: Dr. Johannes
Wagner. Er habe sich nicht nur nicht gescheuht, seine beiden Brüder schon früher mit
Rath und Thatt zu unterstützen, insbesondere seinem Bruder Leopold zur Einbringung
seines Deputats als mandatary oder negotiorum gestor [Beauftragter oder
Geschäftsführer] zur Seite zu stehen; er habe auch seine Untertanen an sich gezogen,
dem der Hexerey halber verhaffter Weibspersohn Ehman, genandt der Weißgärber,
zu Rottenburg Underschlaiff geben, demselben Rath und Thatt gelaistet, wie und
welcher Gestalt seine Sachen am Kay. Cammergericht zu incaminieren seien. Und
nun hätten Wagner und der von Hochenberg ihre Passionen so weit erscheinen lassen
und dem Weißgerber auch noch einen derartigen Auftritt beschert - mir zu mehrerm
Scbümpff und Spothi59. Denn die martialische Geste des Weißgerbers, mit der Flinte
in der Hand nach Hechingen zurückzukehren, war mehr als nur eine Demonstration
der Macht und Siegesgewissheit. Sie wurde sicherlich von vielen Hechinger Bürgern

356 Wie Anm. 55, fol. 21.

357 Wie Anm. 349.

358 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 781: Schreiben Fürst Eitel Friedrichs an Ferdinand
von Hochberg, Dr. Wagner und Hans Jacob Datt von Dieffenau (Konzept), dat.
17.4.1655.

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