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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0457
Dietrich Bulach

auch als symbolischer Akt der Befreiung von herrschaftlicher Willkür verstanden und
fügte sich - wenn auch nur als kleines Kapitel - ein in die lange Reihe der hohen-
zollerischen Untertanenkonflikte, die im Kampf um die freie Pirsch über mehr als
200 Jahre hinweg ihren Ausdruck fanden360.

Doch der Fürst, der sich immer noch eine Tagreise entfernt in Obermarchtal aufhielt
, hatte sich durch sein Fernbleiben von Hechingen dieses erniedrigende Schauspiel
, das seine Ohnmacht vor den Augen der Untertanen sinnfällig demonstrierte,
erspart. Hatte er sich früher in solchen Situationen auf den Weg an die Nordsee zu
seiner Gemahlin begeben, um die Aktionen der kaiserlichen Kommission zu unterlaufen
, so zog er jetzt den Rückzug hinter Klostermauern vor, um sich der Realität
nicht unmittelbar stellen zu müssen. Graf Leopold Friedrich bemerkte zwei Jahre
später einmal kritisch zum Verhalten seines älteren Bruders: Er „ist durch langdauernde
Melancholie in solche Phantasie und Extremitäten gekommen, dass er nur
noch auf geistlichen Rath hört361." Auch sein offensichtlich letzter weltlicher Berater
Johann Jacob Kohler war noch unmittelbar vor dem Eintreffen der Kommission von
der Hechinger Bühne verschwunden362. Nur Graf Philipp Christoph Friedrich
empfing die Delegation. Selbst Leopold Friedrich, der am Hof in Wien so lange und
hartnäckig gegen seinen regierenden Bruder indoktriniert hatte, um seine Ansprüche
auf ein geregeltes und ausreichendes Deputat durchzusetzen, ließ sich aus Entlegenheit
des Orthes und ermanglenden über Jahr und Tag ihme verwaigerter Mitl entschuldigen
. Dass er sich, so Eva Ortlieb, „ebenso wenig wie [...] Eitel Friedrich mit
der Bestellung einer von seinen Weisungen unabhängigen Administrationsregierung
abfinden" wollte, darf man ruhig als Ironie der Geschichte bezeichnen. Die
geschöpffte[] Hofnung der Subdelegierten, wenigstens den Fürsten in seiner Hechiner
Residenz anzutreffen, um die Gelegenhait [zu] haben [...], unsere kays. Commssion
gebührender Maßen abzuelegen und über ein und anders [...] Conferenz zuepflegen,
wurde durch die Abwesenheit Eitel Friedrichs gründlich enttäuscht363. Mehr noch:
Mit Hilfe seines Beraters Kohler, dem die Subdelegierten unterstellten, den Fürst mit
widerwertigefn] bößefnj Consilien zu beeinflussen, unternahm Eitel Friedrich nun
alles, um die Tätigkeit der Kommission so effektiv wie möglich zu behindern. Auf ein
von der Kommission wegen der Gefälle von Statt und Landschaft Zollern Hechingen
[...] intimirtes Patent reagierte der Fürst mit der Publizierung eines Inhibition[s] und
Contra Mandatfs], welche beede angemerkter Kohler concipirt, und zu Papier geben3M.

359 Wie Anm. 55.

360 Vgl. Cramer (wie Anm. 1), S. 257-412.

361 Cramer (wie Anm. 1), S. 296.

362 Uber Kohler heißt es, er sei vor Ankunft unser der gesambten Subdelegierten von Hechingen
unter fälschlich befundenem praetext [Vorwand] außgewichen.

363 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 781: Ferdinand von Hochberg, Dr. Wagner,
Johann Adolph Krebs von Bach und J. Rudolf Streitt von Immendingen an Fürst Eitel Friedrich
, dat. Hechingen, 30.4.1655.

364 Wie Anm. 349.

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