Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0458
Der Fürst und „seine" Hexe

Der Leutnant auf Hohenzollern365 weigerte sich daraufhin - trotz eines von der
Kommission an ihn ergangenen schriftlichen Befehls366 - sich einzustöllen und die
schuldige Parition [zu] laisten - underm Vorwandt, Ihme deßwegen von Euer fürstl.
Gn. expressea Inhibitions befelch erthailt seye3b7. Die Kommission, ihres heiklen
Auftrages durchaus bewusst, bemühte sich angesichts des 50 importirlichen WerckhfsJ
die noch vorhandenen diplomatischen Mittel auszuschöpfen. Sie schickte ihren badischen
Mitabgesandten Johann Adolph Krebs mit guetwilligferj Absicht nach besagten
Gotteshaus Ober Marckhtal, um sich mit dem Fürsten gütlich zu einigen368. Die
schwierige Mission schien zunächst erfolgreich zu verlaufen. Der fürstlich markgrä-
fische Rat und Kanzler berichtete nach seiner Rückkehr, Eitel Friedrich habe zugesagt
, sich der anwesenden Kay. Commission [...] gehorsambist zu unterwerfen, gegen
die für notwendig befindenden neuen Anordnungen f...] kein Bedenken [zu] tragen,
sondern solches alles den Subdelegierten, nach der Rom. Kay. May. Willen, Meinung
und anbefohlenen Instruction dem Haus Zollern zue Uffnahm und Wohlfarth mit
Nachtruckh einzurichten gl. und guettwillig [zu] überlassen^. Allerdings erhebe
Eitel Friedrich Einspruch gegen die Maßnahmen, die laut Kaiserlicher Instruktion,
weil es die augenscheinliche höchste Notturfft erfordere], für die heruntergekommene
Festung Hohenzollern geplant seien.

Es ist in der Forschung inzwischen unstrittig, dass nicht nur der Kaiser an der
Festung Hohenzollern Interesse zeigte, sondern auch dem Haus Habsburg sehr daran
gelegen war, die hohenzollerischen Stammburg unter seine Kontrolle zu bringen370.
Der österreichische Erzherzog Ferdinand Karl war angesichts einer „drohende[n]
Verwicklung des Erzherzogtums in den [...] französisch-spanischen Krieg" an „einer
möglichst umfassenden militärischen Sicherung der Vorlande" und damit zwangsläufig
auch an der „strategisch bedeutende[n] Festung Hohenzollern" interessiert371.
Hinter der ablehnenden Haltung des Fürsten steckte allerdings nicht nur die Sorge
vor österreichischen Begehrlichkeiten im Hinblick auf die hohenzollerische Festung,
sondern auch die Angst, mit der Kontrolle über seine persönliche Gefangene Anna
Maria Grün auch jegliche Einflussmöglichkeit auf seine seelischen und körperlichen
Gebrechen zu verlieren. Mehr noch: Das geradezu krankhafte Festhalten an der
Befehlsgewalt gegenüber der eingekerkerten Weißgerberin muss als krampfhafter Versuch
des Monarchen gesehen werden, von seinem absoluten Herrschaftsanspruch

365 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 99, 4.11.1654, fol. 93: Johann Jacob Schneider
vom Schwarzenberg, ufm Bregenzer Waldt. Lt. Egler (wie Anm. 82), S. 140, war Schneider
seit dem 25. Januar 1651 Kommandant auf der Burg.

366 Beilage zum Schreiben der Kommission (wie Anm. 363) vom 30.4.1655: An den auf der
Vöstung Hohenzollern befindtlichen Commandanten, dat. Hechingen, 29.4.1655.

367 Wie Anm. 363.

368 Wie Anm. 349.

369 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 781: Ferdinand von Hochberg, Johann Adolph
Krebs von Bach, Dr. Johann Wagner, Jacob Rudolph Streitt zu Immendingen an Fürst Eitel
Friedrich, dat. Hechingen, 2.5.1655.

370 Ortlieb (wie Anm. 42), S. 228.

371 Zitat und weitere Ausführungen s. Ortlieb, S. 205f., einschließlich Anmerkung 131.

443


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0458