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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0462
Der Fürst und „seine" Hexe

Als die Subdelegierten schließlich am 9./10. Mai nach der Installation einer neuen
Regierung ihre Mission in Hechingen als abgeschlossen betrachten und zur Abreise
rüsten, tun sie dies in der Hoffnung, Eitel Friedrich werde sich ihrer Reformation
und Verrichtung so [ihm] und dem ganzen Haus Zollern zu Nutz und Wohlfarth
geraichet, fügen und sich dem kaiserlichen Befehl weiters nit widersetzen, sondern
den beschebenen Anordnungen, dardurch jährlich viel tausend Gulden zuersparen,
von selhsten guetwillig zustimmen. Doch damit haben sie, falls diese Worte nicht
als prophylaktische Ermahnung gedacht waren, den Gemütszustand des Fürsten
falsch eingeschätzt. Noch vor ihrer Abreise müssen sie in effectu dz contrarium
erfahren. Der erzürnte Fürst hat seinen verhassten Nachfolgern noch einen bösen
Streich gespielt und kurzerhand seine in der Residenz zu Hechingen gestandtene
Calatschen383 f...] samb allen Pferden, so noch zum Feldt und Ackherbau auch zu
Führung aller Notwendigkeit bey Hoff verbanden geweest, unterm Schein, als wollte
[er] sich nacher Haus begeben, abfordern lassen, selbige aber hernach umb eine
Spottgelt verkhaufft [und] die Residenz an Pferden ganz entblöst [zurückgelassen].
Auf die sofortige Nachfrage der Subdelegierten hin lässt er ihnen lakonisch mitteilen,
er sei entschlossen, seinen Weeg nacher Wien zunehmen und der Reformation halber
sich zubeclagen. Die erbosten Kommissionsmitglieder wittern neues Ungemach, weil
Ihr frst. Gn. in Ihren acitonibi sehr variabel und wankhelmüettig sei und man deshalb
nie sicher sein könne, was er vorhabe. Deshalb warnen Ferdinand von Hochberg
und Dr. Johann Wagner in ihrer Relation Erzherzog Ferdinand Karl zu Österreich
eindringlich, sich wohl in Acht zunehmen, weil wir das veste Haus Zollern, daran
allen catholischen Ständten im Schwäbischen Crais hoch und vile gelegen, sehr müh-
samb under Ihr May. Namen in Versicherung gebracht, nit leichtlich widerumben
verscherzt und Ihrer frst. Gn. gar gefährlichen Disposition überlassen werdeiM.

13 DIE NEUE REGIERUNG UND DIE NACHWEHEN
DES HEXENPROZESSES

Während sich Eitel Friedrich tatsächlich, wie angekündigt, auf die Reise nach Wien
begibt, nimmt die neue Administration in Hechingen ihre Arbeit auf. Der Kanzleischreiber
Jacob Koch notiert am ersten Audienztag in das Protokoll die feierlichen
Worte: Gott gebe Gnadt und sein göttlichen Seegen zur neuen Regierung, den
10. May 1655. Schon der erste Eintrag ins Audienzbuch macht dann aber deutlich,
dass der neue Leiter der Regierung, Jacob Rudolph Streit, sein neues Amt energisch
angehen und keine Schonfristen gewähren will. Als erstes hat er sich zum Ziel gesetzt
hat, die Amtsführung seines Vorgängers Dr. Johann Wilhelm Schwegler einer kritischen
Prüfung zu unterziehen. Vor allem interessiert ihn dessen Rolle im Hexen-
prozess gegen Anna Maria Grün. In einem Verzeichnis jeniger Puncten, so dem gewe-

383 Kaleschen = leichte offene Reisewagen.

384 Nachtrag von Ferdinand von Hochberg und Dr. Johann Wagner zu ihrer Relation, dat.
Hechingen, 9. Mai 1655 (wie Anm. 349).

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