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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0472
Der Fürst und „seine" Hexe

sommer 1658 schickte er den Abgesandten Ludwig Moll nach Bergen op Zoom zu
seiner Gemahlin Elisabeth mit dem Auftrag, ihr in seinem Namen vorzubringen, was
es für ein gefährliche[s] Aussehen mit der Vöstung und Stammhauß Hohenzollern
habe und dass er in großer Sorge stehe, seine Angelegenheit am kaiserlichen Hof
wegen Ermanglen der Mittel nicht voranbringen zu können. Die durch Moll überbrachte
Antwort der Fürstgemahlin fiel zunächst so aus, wie sie in den letzten Jahren
immer ausgefallen war: Sie ließ ihrem Ehemann ihr aufrichtiges Mitgefühl angesichts
der schwierigen Situation mitteilen, verbunden mit dem großen Bedauern, wegen
eigener costbarlicben Außgaaben keine finanziellen Mittel erübrigen zu können und
der herzlichen Bitte, doch wieder einmal in die Niederlande zu kommen. Sie wolle
ihrem Gatten alle Ehr, Liebs und Guets erweißen, und in allem thuen, waß zue
Erhaltung E.F.G. Ehr und Reputation und Auffnehmung des Haußes Zollern immer
dien- und ersprießlich sein magm. Auch die Reaktion des Fürsten fiel so aus, wie sie
in den letzten Jahren auszufallen pflegte. Eitel Friedrich reiste nicht zu seiner Gemahlin
. Allerdings blieb man in intensivem brieflichen Kontakt, der schließlich
überraschenderweise in Pläne mündete, die gefürstete Grafschaft Hohenzollern-
Hechingen an die Fürstgemahlin zu verkaufen, „als Mitgift für die gemeinsame
Tochter" Franziska-Henriette. Der 1658 gewählte Nachfolger des ein Jahr zuvor
verstorbenen Kaisers Ferdinand III., Leopold L, untersagte jedoch den Kauf. Ortlieb:
„Eine solche Lösung hätte zwar die finanzielle Situation der Grafschaft erheblich
verbessern können, auf der anderen Seite aber den Fürstenstatus des Hauses betroffen412
."

Nachdem auch die wiederholten Anträge Eitel Friedrichs auf „Aufhebung der
Administration" erfolglos geblieben waren und der neue Kaiser Leopold I. die
Administrationskommission bestätigt hatte413, verließ Eitel Friedrich die Grafschaft
wieder und zog sich spätestens Ende Mai 1659 an jenen Ort zurück, den er schon vor
Jahren als sondere[n] Gnadenohrtt bevorzugt hatte: Einsiedeln414. Dort im Kloster
erreichte ihn in den folgenden Monaten ein Gnadengesuch zugunsten der ausgewiesenen
Weißgerberin Anna Maria Grün. Nach Sichtung der Quellen kann man davon
ausgehen, dass die Frau, was ohnehin anzunehmen war, nach ihrer Ausweisung nicht
alleine, sondern mit ihrer ganzen Familie - ihrem Mann Andreas sowie den beiden
Kindern Andreas (zehn Jahre alt) und Christina (ca. vier Jahre alt) - die Grafschaft
Hohenzollern-Hechingen verlassen hatte415. Während ihres dreijährigen Zwangs-

411 StAS, Dep. 39 (FAS), HH1, Rub. 53, Nr. A 823: Ludwig Moll an Fürst Eitel Friedrich, dat.
Bergen op Zoom, 1.9.1658.

412 Ortlieb (wie Anm. 42), S. 229.

413 Ebd., S. 221.

414 Wie Anm. 411: Ludwig Moll an Fürst Eitel Friedrich in Einsiedeln bei Zürich, dat.
19.9.1659.

415 Am 22. August 1657, vermutlich bald nach Erlass der Ausweisungsorder gegen die Weißgerberin
, beklagen sich der Knappe Joß und der Waffenschmied Eberle, die bisher gemeinsam
mit Andreas Harting die Walk- und Schleifmühle in der Hechinger Unterstadt betrieben hatten
, über die Höhe des Wasserzinses. Harting wird dabei weder beim Antrag noch im darauffolgenden
amtlichen Bescheid erwähnt (StAS, Hol, T 8, Audienzprotokolle Bd. 99, 22.8.1657,
fol. 319).

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