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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0473
Dietrich Bulach

aufenthalts in der Fremde waren dann noch zwei weitere Kinder geboren worden:
Anna Maria und Baltas416.

Was nun geschieht, war eigentlich nicht mehr zu erwarten: Eitel Friedrich begnadigt
tatsächlich jene Frau, die er Jahre zuvor als Hexe gebrandmarkt und verfolgt hatte
; jene Frau, die er widerrechtlich foltern ließ und am liebsten hingerichtet hätte und
die er zuletzt drei Jahre lang aus der Heimat verbannt hatte! [I]n Ansehung ihrer
armen Kinder wird Anna Maria Grün von Ihm Fürstl. Gnaden sub dato 21. May
1660 dahie begnadigt, das sie wieder eingelassen werde. Als sie am 5. Juni 1660 auf
der fürstlichen Kanzlei erscheint, wird ihr ihr Verbrechen noch einmal ernstlich
remonstriert [zu Gemüte geführt], verbunden mit der Auflage, sich erstens von
solchen Thaten fürters zuenthalten, ihren begangenen Föhler durch Hl. Beicht
und Communion zu bereuen, [sich] aller übrigen Gesellschafft außer ihrem Hauß
und der Kirchen zu enthalten, bej ainiger Hochzeit oder Gastmahl ferners [nicht
mehr] zu erscheinen, sonderlich aber aller Gemeinschafft mit jungen Manns oder
Weibspersonen [sich nicht] zu bemüeßigen. Alles bej [Androhung] nochmahlinger
Relegation und harter Straff, deme sie auch nachzukhommen ahn Aidsstatt angelobt
*17.

Was hat Eitel Friedrich dazu bewogen, dem beschehenefnj untertbenige[n] Suppli-
ciren der Verbannten oder ihrer Angehörigen stattzugeben? War es der milde
stimmende geistliche Einfluss des sonderefn] GnadenohrttfsJ Einsiedeln, der ihn zu
diesem besonderen Gnadenakt veranlasst hatte, oder war es die späte Nachsicht eines
vereinsamten, kranken, sein nahes Lebensende spürenden Herrschers mit seinem
Opfer? Am 27. Juli 1660, so die Hechinger Chronik, verlässt der Fürst nach 14mona-
tigem Aufenthalt Einsiedeln, um ein Bad aufzusuchen"418. Spätestens im Frühjahr des
darauf folgenden Jahres 1661 kehrt er, dem Tode nahe, wieder nach Hechingen
zurück419. Am Montag, dem 11. Juli 1661, wird Fürst Eitel Friedrich II. von Hohen-
zollern-Hechingen vom AlmächtigefnJ[...] Gott zwischen 10 und 11 Uren Vormittag
in höchster Gedult ganz christlich, vernünftig und sanft von dieser Welt [...] erforderet
. So beschreibt sein jüngster Bruder und Nachfolger Philipp Christoff Friedrich
Fürst zu Hohenzollern in einer Mitteilung an den Markgrafen Ferdinand den Tod des
60-jährigen Monarchen420. Wenn diese Formulierung nicht einfach nur eine euphemistische
Floskel war, dann hat der kurz vor seinem Tod in die Heimat zurückgekehrte
Eitel Friedrich tatsächlich an jenem Ort seinen Frieden gefunden, der ihm
in seinem unstetigen Leben fast immer nur Zwischenstation gewesen war. Die
Friedrichsburg hatte ihn zeitlebens nie zur Ruhe kommen lassen, weil sie besetzt war
von der ständigen Angst vor den Hexenleut und ihrer zauberischen Magie. Diese

416 Dies lässt sich aus der Doppelnennung der beiden Kinder unter den junge[n] unmündi-
ge[n] Kinder[n] im Jahrgerichtsprotokoll von 1660 ableiten (wie Anm. 207, 15.1.1660, fol. 468).

417 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 102, 5.6.1660, fol. 102r).

418 Egler (wie Anm. 82), S. 144. Vielleicht handelte es sich dabei um den Ort „Münster im St.
Gregorital", denn Ortlieb in ihrer Anm. 293, S. 240, im Zusammenhang mit einem Schreiben
Eitel Friedrichs vom 26.9.1660 erwähnt.

419 Am 27. April 1661 verfasste er in Hechingen sein Testament (s. Anm. 272).

420 StAS, Dep. 39 (FAS), HH 1, Rub. 53, Nr. A 794, dat. 22.7.1661.

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