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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0479
Dietrich Bulach

daß mit dieser Weißgerberin noch zur Zeit nichts vorzunehmen seye, iedoch aber
etwas genauer ihre Actiones observirt werden können. Dies gelte in gleichem Maße
auch für die Stadtmüllerin.

Die vorhandenen Quellen geben leider keinen Hinweis darauf, ob und in welchem
Maße man in Hechingen die selbst aus heutiger Sicht vernünftig und moderat erscheinenden
Ansichten und Vorschläge der Tübinger Rechtsgelehrten umgesetzt hat. Die
bekannten Fakten deuten allerdings darauf hin, dass das Rechtsgutachten der von
Verdächtigung und Verfolgung arg mitgenommenen Familie einen gewissen Freiraum
sicherte, der ihr ein relativ normales und unauffälliges Leben in der Kleinstadt
Hechingen ermöglichte: Vater Andreas Harting, der nach der Rückkehr aus seinem
zweiten Exil zunächst wieder an seinen alten, mit Hans Joß und Bartie Eberle geteilten
Arbeitsplatz in der Walkmühle zurückgekehrt war442, übergibt um das Jahr
1666/67 seinen Mühlenanteil dem nach Hechingen zugezogenen Weißgerber Hans
Jacob Frey443. Stattdessen übernimmt Harting zusammen mit den beiden Rotgerbern
Baltus Gfrörer und Georg Diepolt die andere Walckhe bey dem Schaafhaus444. Nach
dem Tod ihres Mannes und ihres Vaters Balthas Grün Anfang der Siebzigerjahre445
bleibt Anna Maria Grün auf dieser Walkmühle und vermacht im Dezember 1673
ihrem ältesten Sohn Andreas zu dessen Vermählung mit Ursula Angermann das hal-
be[] Werckhzeug und [die] halbe Werckhstatt sambt der halben Walkhin, was ihro
darahn gebühret. Die Ehefrau des 25-jährigen Andreas Harting jun. war keine
Hechingerin, sondern eine aus dem böhmischen Eger gebürtige Dienstmagd, die aber
von ihrem Hausherrn, dem Trompeter Jacob Geiger sambt seiner Hausfrauen seel. als
negste Bluetsverwandte wegen vihl Jahren her gelaister treuer Diensten mit einen
Anspruch über 100 fl auf Jacob Schweinlers, Beckhens f...] Behausung belohnt worden
war446. Im April 1680 überschreibt die inzwischen 55-jährige Anna Maria Grün

442 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 199, 14.10.1665, fol. 96.

443 Hans Jacob Frey hatte sich um das Jahr 1666/67 mit Magdalena Kohler vermählt (vgl.
StAS, Dep. 39, FAS, DH 1, Rub 120, Umgeld, Accis, Nr. 3. Dort: Audienzprotokoll, 6.7.1669,
Nr. 67).

444 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 108, 7.7.1676, fol. 19r.

445 Die letzte Erwähnung des noch lebenden Andreas Harting sen. findet sich am 5.März
1670 (StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 105, fol. 8r.). Um diese Zeit herum starb auch
sein Schwiegervater, der Schustermeister Balthas Grün. Protokolleinträge zu Balthas Grün
ließen sich noch Anfang der sechziger Jahre vor allem im Zusammenhang mit der bereits
erwähnten Schuld, die auf seinem Haus lastete, finden. Am 27.10.1660 bittet er die Klägerin,
die sich hinsichtlich seiner lehren Vertröstungen nimmer gedulden möge, ein weiteres Mal um
Geduld, da er von der Herrschaft noch Zuwendungen erwarte wegen einer gemachte[n] Arbeit
und weil man ihm per gratiam wegen seiner erliten Gefangenschaft [dergleichen] versprochen
habe (StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 102, fol. 119r). Ob er die versprochene Haftentschädigung
jemals erhalten hat, ist nicht bekannt. Zu der von der Herrschaft angedrohten
Hausenteignung kam es offenbar nicht. Ein letztes Mal taucht der Name des Schustermeisters
am 21.6.1670 im Audienzprotokoll auf, als er wegen einer Schusterarbeit den Betrag von 3 fl
17 kr fordert, ohne ihn jedoch ausreichend belegen zu können (StAS, Hol, T 8, Audienzprotokolle
Bd. 105, fol. 25r.).

446 StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle Bd. 107, 16.12.1673, fol. 61r.

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