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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0480
Der Fürst und „seine" Hexe

ihrem zweiten Sohn Balthas zu dessen Hochzeit mit Anna Maria Costanzer von Stein
die andere Hälfte der Walkmühle samt halbem Werkzeug und zusätzlich noch
20 Gulden auf ihrem Haus447. Vermutlich bald darauf, also rund 10 Jahre nach dem
Ableben ihres Mannes Andreas Harting, stirbt die Weißgerberin in Hechingen.

Ihre älteste Tochter Christina blieb offensichtlich ledig und war vermutlich außerhalb
Hohenzollerns in Diensten. Bei einem komplizierten Geld- und Schuldentransfer
, bei dem Andreas Hartings seel. Erben als Gläubiger auftraten, wurden ihre finanziellen
Interessen jedenfalls von einem Pfleger wahrgenommen448. Die eindeutig beste
Partie hatte von den vier Weißgerberkindern sicherlich die jüngste Tochter Anna
Maria vorzuweisen, die sich ja schon als kleines Mädchen mit ihren darstellerischen
Fähigkeiten publikumswirksam präsentieren konnte. Obwohl es auch ihr - wie zuvor
ihren Geschwistern - nicht vergönnt war, in der eingesessenen Hechinger Bürgerschaft
einen Ehepartner zu finden, verwirklichte sie doch ein Stück weit ihren kindlichen
Wunschtraum, einem Gaist zu begegnen, der so gahr stattlich undt ganz mit
Goldt beklaidet war. Um das Jahr 1685/86 heiratete sie den erst kurz zuvor nach
Hechingen eingebürgerten Krämer Johannes Baar (Barr), der zwar nicht mit goldenen
Gewändern in der hohenzollerischen Residenzstadt Einzug gehalten hatte, der es
sich aber leisten konnte, im September 1686 das in bester Hechinger Wohnlage auf
dem Marktplatz gelegene Haus des fürstlich hohenzollerischen Stadtschultheißen
Johann Michael Till zum Preis von 1200 Gulden zu erwerben, wobei er 400 Gulden
sofort in bar auf den Tisch legen musste449. Auch wenn sich Baar mit dieser enormen
Summe wohl etwas verspekuliert hatte und er das Haus bereits drei Monate später
wieder an den badischen Hauptmann Georg Wilhelm von Neyenstain für 950 fl -
davon wiederum 400 fl in bar - verkaufen musste, so war Anna Maria Harting dennoch
wie keines ihrer anderen Geschwister wirtschaftlich in gesicherten Händen450.
Aus dieser Ehe gingen drei namentlich bekannte Kinder hervor: Franz Anton, Maria
Christina und Franziska. Ihrer Mutter war jedoch kein langes Leben beschieden:
1694 starb mit Anna Maria Harting die jüngste der an den beiden Hexenprozessen
beteiligten Hauptpersonen451. Sie wurde nur ungefähr 37 Jahre alt.

447 Ebd., Bd. 110, 30.4.1680, S. 121.

448 Siehe StAS, Ho 1, T 8, Kontraktenprotokolle Bd. 7, 14.12.1686, fol. 359, sowie Audienzprotokoll
Bd. 112, 14.12.1686, fol. 397.

449 Wie Anm. 440, Bd. 7, 16.9.1686, fol. 327. Johann Michael Till, ein freiherrlich auischer
Oberamtmann aus Hirrlingen, wurde später fürstlicher Rat und Kanzleiverwalter (s. Egelr,
wie Anm. 47, S. 165).

450 Wie Anm. 440, Bd. 7, 20.12.1686, fol. 360f. Ihr ältester Bruder Andreas, der 1698 als
Witwer mit 7 Kindern noch einmal geheiratet hatte (StAS, Ho 1, T 8, Audienzprotokolle
Bd. 117, fol. 56r), musste 1699 eine Geldstrafe für den Diebstahl eines Gewichts im Kloster
St. Luzen weegen seiner armuethey im Turm abbüßen (ebd., fol. 96). Im Jahr 1716 wanderte
Andreas Harting jun. aus der Grafschaft mit unbekanntem Ziel aus (StAS, Reichskammer-
gerichtsakten R7, Nr. 278, fol. 115r).

451 StAS, Ho 1, T 8, Kontraktenprotokolle Bd. 50, 5.6.1694, o. fol. Johannes Baar heiratete in
zweiter Ehe, Barbara Mutschier, die ledige Tochter des zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen
Michel Mutschier.

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