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Paul Münch

4. DIE EINWEIHUNG DER BURG 1867

Die Einweihungsfeier der Burg am 3. Oktober 1867 bot ein öffentliches Forum, auf
dem sich die Hoffnungen auf den erwünschten deutschen Nationalstaat unter preußischer
Führung besonders nachdrücklich artikulieren konnten. Nach dem 1866er
Krieg war mit dem Sieg über Osterreich ein preußisch dominiertes, geeintes Deutschland
in greifbare Nähe gerückt. Die Hohenzollernburg erschien nach ihrer Wiedererrichtung
nicht mehr einfach als renovierter Stammsitz eines groß gewordenen Adelsgeschlechtes
, ihr war durch die zeitgeschichtlichen Ereignisse unübersehbar eine
nationale Bedeutung zugewachsen. In diesem Sinne beschwor Stillfried, der geistige
Vater des Neubaus, in feierlich paränetischen Distichen an den preußischen König die
symbolische Parallele zwischen Burgbau und nationaler Einigung:

Und wie der Väter Burg Du aus alter Zerstücklung erhoben

Und gekrönet das Werk, daß es nun königlich ragt;
Also, o König und Herr! begannst Du das Reich zu erbauen,

Das ohne Zinne und Wall längst in Zerstückelung lag;
Willst vollenden auch mit der friedlichen Kelle des Meisters,

Was im Vertrauen auf Gott Du mit dem Schwerte begannst.

König! wir grüßen Dich mit ehrerbietigsten Grüßen
Und zum frommen Gebet wird uns im Munde das Wort:
"Segne Dein Walten Gott und lohne Dein segnendes Walten!
Heil dem Könige, Heil! dreimal dem Könige Heil!!!

Baue, o König, das Reich!48

Der Hechinger Stadtschultheiß Baur ging bei seiner Grußadresse an die hohen
Berliner Gäste noch weiter. In seinen Augen hatte Preußen seine nationale Aufgabe
beinahe schon erfüllt. An König Wilhelm gewandt, führte er aus, Preußen habe das
Motto der Grundsteinlegung vom Fels zum Meer49 glänzend eingelöst und sei nun
dabei, auf dem Weg zurück vom Meer zum Fels das gesamte Deutschland zu einen:
Der Weg vom Meer zum Fels ist geebnet - die vielen zwischenliegenden Länder, welche
ehedem andern Herrschern angehörten, sind nun größtentheils dem glorreichen
Scepter Eurer Königlichen Majestät unterworfen, so daß nicht auf fremdem, sondern
beinahe ganz auf eigenem Boden Euere Königliche Majestät beglückenden Besuch

48 R. Graf STiLLFRiED=Alcantara, Hohenzollern. Beschreibung und Geschichte der Burg nebst
Forschungen über den Urstamm der Grafen von Zollern. Berlin 1879, S. 28; zur Urheberschaft
und Druckgeschichte dieses Gedichts vgl. auch Bothe, Burg Hohenzollern (wie Anm. 10),

5. 309, Anm. 620.

49 Diese Devise, die den 1851 von Friedrich Wühlern IV gestifteten Hohenzollernschen Hausorden
ziert, wurde am Adlertor des Neubaus angebracht: Seinen Namen erhielt das Thor von
dem hoch über ihm schwebenden preußischen Königsadler, der, das Zollerschildlein auf der
Brust, von dem Wahlsspruch des königlichen Hausordens von Hohenzollern begleitet ist: Vom
Fels zum Meer (R. Graf Stillfried=Alcantara (wie Anm. 48), Hohenzollern, S. 5).

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