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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0497
Paul Münch

urkundlich gesicherte Geschichte nicht über das Jahr 1061 zurückreichte55, konnte
die herbeigesehnte Translatio des Reiches nicht auf realer dynastischer Erbfolge gründen
. Die erhoffte Reichsgründung unter preußischer Führung wurde deswegen mit
einer historischen Konstruktion untermauert, welche die Hohenzollern kurzerhand,
wenn nicht zu legitimen Erben, so doch zu politisch erwünschten Nachfolgern der
Stauferkaiser erklärte. Bereits 1829 hatte der Dichter Dietrich Grabbe in einem Drama
mit dem Titel Kaiser Friedrich Barbarossa den Hohenzollernadler als durch Nachbarschaft
und Namensgleichheit berechtigten Erben des Stauferlöwen erscheinen lassen.
Die identische Vorsilbe beider Geschlechter - Ho^ewstaufen, HohenzoWem - war ihm
ein im Wortsinne bedeutendes und ausreichendes Zeichen enger Verwandtschaft:

Ha, du mein Hohenzollern! Tritt du jetzt
An meines Löwen Stelle! Schon dein Name
Erinnert mich an meinen, und der Burg
Der Hohenstaufen liegt im Schwabenland
Die Burg der Hohenzollern gegenüber!
[...]

gewiß, daß einst, wenn Hohenstaufen
in dieses finsteren Zeitalters Kämpfen
Zu Trümmern sank, der Hohenzollern sich
Bei hellem Sonnen wird erheben, das
Vollendend, was mein Haus begonnen, f...].
Ich ahn 's, daß andre Friedriche mich einst
Ersetzen, sei's aus meinem Hause, sei's
Aus eurem! Hoch heißt unsrer Namen
Vorsylbe, hoch, dem Schicksal Stirne bietend,
Laß uns dem Feind begegnen! - Laß du uns
Nicht niedriger als unsre Namen sein!5b

Stillfried zog ebenfalls die Linie von den Staufern zu den Zollern. Er bedachte den
preußischen König mit dem Kaisertitel Mehrer des Reichs und erhoffte sich von ihm
als dem glücklicheren Erben den Abschluß der von seinem unglücklichen schwäbischen
Vorgänger Barbarossa begonnenen nationalen Aufgabe:

Er zwar ging unter im Strom bei unvollendetem Werke,

Glücklich schon über den Strom trug Dich dein muthiges Roß.

Was nicht dem Staufen gelang, o König, Dir woll' es gelingen.
Und Barbarossa's Traum werde zur Wahrheit durch Dich!57

55 Vgl. hierzu Rudolf Seigel: Die Entstehung der schwäbischen und der fränkischen Linie
des Hauses Hohenzollern. In: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 92 (1969), S. 9-44.

56 Grabbes Werke, hrsg. v. Albin Franz und Paul Zaunert, Leipzig/Wien o.J., S. 67 f.; vgl.
auch: Bothe, Burg Hohenzollern (wie Anm. 10), S. 257.

57 Stillfried-Alcantara, Hohenzollern (wie Anm. 48), S. 27 f.; Teildruck auch bei Bothe,
Burg Hohenzollern (wie Anm. 10) S. 257 f.

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