Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0505
Paul Münch

Tourismus größeren Ausmaßes entfaltet zu haben scheint. Die mit der Post verschickten
Karten94 dokumentieren nicht nur den imperialen Rang der Stammburg des
neuen Kaisergeschlechts, sie feiern, gerade in ihren farbenprächtigsten Exemplaren,
die Zollerburg als Mittelpunkt des Neuen Reiches.

Mustert man die erhaltenen Kartenmotive durch, dann fällt auf, daß eine Anzahl
ausschließlich touristische Funktionen gehabt hat. So zeigen Postkarten mit dem Titel
Gruss von der schwäbischen Alb oder Schwäbische Alb die Hohenzollernburg als eine
der bedeutenden Sehenswürdigkeiten der Region inmitten anderer Ausflugsziele.
(Abb. 1) Nationaldynastische Absichten sind Karten zu unterstellen, die Kaiser
Wilhelm II. vor der Stammburg des Hohenzollerngeschlechts zeigen, meist mit den
preußischen und deutschen Farben und der altehrwürdigen Kaiserkrone des alten
deutschen Reiches. (Abb. 2) Andere Karten zeigen die Burg auf einer gewissermaßen
nationalen Bühne, zusammen mit der Reichsflagge samt Medaillons des Reichsadlers
und des Kaiserpaars. (Abb. 3) Abbildungen der Burg zusammen mit den drei
Kaisern, umrankt von Eichenlaub, dem Reichswappen, der Reichsflagge und der
Devise „Gott mit uns" scheinen unmittelbar aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg zu
stammen. (Abb. 4)

Besonders aussagekräftig sind zwei Gedenkkarten, welche die Burg in den Verlauf
der preußischen und deutschen Geschichte einordnen. Eine gleichermaßen dynastische
wie nationale Komposition, erschienen anläßlich des 100. Geburtstages Wilhelms
I., zeigt die Zollerburg engstens mit den Siegen des Kaisers verbunden. Zerfetzte
Fahnen seiner Gegner erinnern an seine glorreichen Siege, die sonnenumglänz-
te Germania, die den krönenden Abschluß bildet, verweist auf die nationale Bedeutung
seines Wirkens. (Abb. 5)

Das Gedenken an das zweihundertjährige Bestehen des Königreiches Preußens im
Jahre 1901 bildet einen willkommenen Anlaß, um den nationalen Beruf Preußens
über die Jahrhunderte hinweg zu dokumentieren. Die Ansichtskarte vereint den
neuen König in Preußen, Friedrich I., und die Germania mit der im 19. Jahrhundert
wiedererrichteten Burg zu einem suggestiven, nationalen Ensemble, das dem deutschen
Sera/Preußens eine historische Tiefendimension bis ins 17. Jahrhundert sichern
soll. (Abb. 6)

Von herausragender Bedeutung für das Thema sind Karten, die während des 1.
Weltkriegs die Waffenbrüderschaft mit Osterreich beschwören, jenes Österreichs, das
man kaum ein halbes Jahrhundert zuvor bekriegt und aus dem Reich ausgeschlossen
hatte. Nun muß eine phantastische Rekonstruktion der ersten Zollerburg als Beleg
für die vergleichbare Anciennität der Hohenzollern herhalten, deren Stammsitz hier
der alten Habsburg als gleichwertiges Pendant an die Seite gestellt wird. (Abb. 7)95

94 Die Karten entstammen der Privatsammlung von Herrn Rainer Kornfeld (Hechingen),
dem ich für die Möglichkeit der Reproduktion herzlich danke.

95 Im Hechinger Zentrumsblatt Der Zoller publizierte Eugen Mack am 29. Juli 1914 ein
Gedicht Hoch Habsburg, Hohenzollern!, das die Waffenbrüderschaft Österreichs und Deutschlands
beschwor und Gottes Segen auf das ganze deutsche Haus erflehte.

490


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0505