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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0559
Joachim Lilla

Die wiederholten Versuche eines Exklavenaustausches scheiterten bisher immer
daran, daß man einer künftigen Gebietsbereinigung nicht vorgreifen wollte.

Nach wie vor muß eine Bereinigung der Exklaven erstrebt werden. Sie ist natürlich
heute in schwerer Kriegszeit nur dann vertretbar, wenn damit eine wirkliche Verbesserung
und ausgesprochene Erleichterung für die betroffene Bevölkerung und Verwaltung
gewährleistet wird.

Vorweg darf ich bemerken, daß bisher trotz mancher kriegsbedingter Maßnahmen
nicht die geringste Klage von irgendeiner Exklave über die verwaltungsmäßige
Betreuung geführt worden ist., selbst von der weitentferntesten nicht. Nur die
Gemeinde Achberg hat im Jahre 1934 ein Gesuch an den Herrn Preußischen Minister
des Innern gerichtet mit der Bitte um Zuteilung zum Bezirk Lindau. Beglaubigte
Abschrift des Gesuchs füge ich bei77. In dem Gesuch kommt zum Ausdruck, daß
Aschberg zunächst den Wunsch hat, bei Preußen zu verbleiben und daß man nur im
Zuge einer größeren Gebietsbereinigung, und zwar nur in diesem Falle, einen Anschluß
an Lindau wünscht.

Ich habe dieses Gesuch damals nicht weitergeleitet, da eine größere Gebietsbereinigung
seinerzeit nicht bevorstand. Ein ähnliches Gesuch hat die Gemeinde Achberg
an den damaligen bayerischen Ministerpräsidenten, Herrn Oberbürgermeister Siebert
von Lindau78, gerichtet.

Verwaltungsgemäß würde die Durchführung der Bereinigung zunächst einmal
eine beträchtliche Mehrarbeit mit sich bringen, die gerade jetzt bei dem kriegsbedingten
Personalstand kaum verantwortet und auch kaum bewältigt werden könnte.

Es spielt dabei keine besondere Rolle, ob Hohenzollern als Ganzes zu Württemberg
übergeht, ob Württemberg Hohenzollern verwaltungsmäßig übernimmt oder ob
der gegenwärtige Zustand bleibt. Die Übergabearbeiten und die damit zusammenhängenden
Schwierigkeiten sind im wesentlichen die gleichen; nur im ersteren Falle,
bei der Ubergabe Hohenzollerns an Württemberg, müßten die Exklaven, die auf
Dauer an Baden oder Bayern abgetreten werden sollten, sofort überführt werden,
d. h. noch vor der Übergabe Hohenzollerns an Württemberg, weil sonst eine
nochmalige Umstellung erfolgen müßte. Das läßt sich aber jetzt noch nicht übersehen
. Die ganze Frage ist deshalb so schwierig, weil der Raum um Sigmaringen in der
Ost-West-Achse sehr eng ist. Die hohenzollerischen Gebietsanschlüsse in diesem
Raum liegen trotz ihrer Trennung vom Stammland näher bei Sigmaringen als bei
jeder anderen Kreisstadt. Deshalb müßten bei einer künftigen größeren Gebietsbereinigung
um im Raum zwischen Bodensee und Alb alle diese Exklaven, die man
heute vielleicht einem Nachbarkreis zuschlagen würde, vielleicht in kurzer Zeit doch
wieder nach Sigmaringen zurückfallen. Daran sind alle bisherigen Versuche gescheitert
.

77 Hier nicht abgedruckt.

78 Ludwig Siebert, 1919 - April 1933 Erster Bürgermeister (ab 1924 Oberbürgermeister) der
Stadt Lindau, 9.3.1933-1.11.19421 (bis 12.4.1933 kommissarischer) Bayerischer Staatsminister
der Finanzen, 16.3.1933 kommissarischer Bayerischer Ministerpräsident, 12.4.1933 -
1.11.1942 Bayerischer Ministerpräsident und Vorsitzender der Bayerischen Staatsregierung.

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