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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0570
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen
L EINLEITUNG

Zwangsarbeit von Ausländern gehörte zum Alltag während des Zweiten Weltkriegs
in Deutschland, Fremdarbeiter lebten in Stadt und Land. Trotzdem findet sich der
Begriff in zeitgenössischen Berichten nicht. Zwangsarbeit ist die Bezeichnung, mit
der die Nachwelt dieses Phänomen des Dritten Reichs beschrieben hat.

Während der Zeit des Nationalsozialismus taucht der Begriff nur auf, wenn die
Folgen des Kriegsausgangs als drohendes Menetekel beschrieben werden. Die
Hechinger NS-Zeitung, die Hohenzollerischen Blätter, berichtete beispielsweise 1943
von einem sowjetischen Nachkriegsplan, in dem Deutsche als Zwangsarbeiter vorgesehen
seien1. Vor Ort malte NSDAP-Kreisleiter Oskar Uhland das Schreckgespenst
an die Wand, als er 1944 auf einer Kreistagung der Deutschen Arbeitsfront die Folgen
der deutschen Kapitulation beschrieb: Die Waffenniederlegung wäre gleichbedeutend
damit, daß deutsche Soldaten als Kanonenfutter für andere dienen müßten, und daß
deutsche Arbeiter zu Zwangsarbeit herangezogen würden, erklärte Uhland der
DAF2.

Im Betriebsalltag der Kriegswirtschaft finden sich dagegen Kriegsgefangene und
Zivilarbeiter. Zivilarbeiter konnten auch fremdländische Arbeitskräfte oder Fremdarbeiter
genannt werden, ein Teil von ihnen war - bei entsprechender Herkunft - Ostarbeiter
. Als Fremdarbeiter galten andererseits nicht alle im Reich tätigen Zivilarbeiter
. Unterschieden wurde zwischen artfremden und artverwandten Nationen. Niederländer
, Flamen, Norweger, Dänen und Schweden sah die NS-Ideologie in rassischer
Nähe zu den Deutschen, so dass sie auch in Fachberufen und als Lehrmeister
verwendet werden konnten. Den als rassisch minderwertig eingestuften Ostarbeitern
auf dem anderen Ende der Skala blieben qualifizierte Berufe versperrt. Die Ausländerbeschäftigung
wurde euphorisch als Gastfreundschaft beschrieben, mit der Arbeit
und Brot gegeben werde3.

Wie heute bekannt ist, sah die Wirklichkeit anders aus. Als Zwangsarbeit wird die
Beschäftigung von Ausländern zusammengefasst, die mit rechtlichen Mitteln und
brutaler Gewalt auch gegen ihren Willen in ihren Heimatländern von Wehrmacht, SS
und anderen mit der Beschaffung von Arbeitskräften betrauten Organisationen
rekrutiert und an ihren Arbeitsstellen in Deutschland nach Sonderrecht behandelt
wurden. Gemeinsam war ihnen wohl, dass sie selten freiwillig in einem fremden Land
einer Arbeit nachgingen, der sie sich nur schwer entziehen konnten. Das letzte Glied
dieser allgemein schon sozial diskriminierten Gruppe bildeten die Arbeiter aus dem
Osten, das vordere die Arbeiter aus dem Westen4. Leben und Behandlung von Arbei-

1 Hz. Bl. Nr. 239/12.10.1943.

2 Ebd. Nr. 224/23.09.1944.

3 Ebd. Nr. 110/13.05.1942.

4 Die Fülle von Veröffentlichungen über den als „Reichseinsatz" bezeichneten Rückgriff auf
Ausländer während des Zweiten Weltkriegs ist inzwischen nahezu unüberschaubar. Einschlägige
Literatur diskutiert im Rahmen einer regionalen Studie Annette Schäfer: Zwangsarbeiter
und NS-Rassenpolitik. Russische und polnische Arbeitskräfte in Württemberg 1939-1945.
(= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württem-

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