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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0573
Rolf Vogt

Jahresrückblick für 1940 führte er die Einberufungen zur Wehrmacht an. Er stellte
weiter fest, die Handwerksbetriebe hätten sehr viele Kräfte für die Rüstungsindustrie
abgegeben11.

Die in Hechingen dominierende Textilindustrie spürte den Krieg zunächst wenig.
Die drei Mitgliederversammlungen der von der Industrie- und Handelskammer Reutlingen
gebildeten Fachuntergruppe Trikotagenindustrie im Herbst 1939 in Hechingen,
Ebingen und Tailfingen standen jedenfalls - gemessen an der Berichterstattung in der
Hechinger Tageszeitung - nicht unter dem Eindruck der Kriegsereignisse12. Ein Jahr
später, um die Jahreswende 1940/41, war die Rohstoff- und Beschäftigungslage der
Wirkerei und Strickerei Thema einer Arbeitstagung der für die Region wichtigen Fachuntergruppe
in Ebingen. Die günstige Rohstoffversorgung, die sich aus den Eroberungen
der Wehrmacht ergeben hatte, ließ zuversichtlich in die Zukunft blicken13. Klagen
über den Arbeitskräftemangel wurden zumindest nicht öffentlich geäußert. Die Textilindustrie
hatte offenbar eine findige Antwort auf dieses Problem. Zwei Hechinger
Firmen wussten jedenfalls, wie sie im Konkurrenzkampf die Nase vorn haben konnten
. Sie wichen in die ländliche Nachbarschaft aus, wo die Hoffnung auf Arbeitskräfte
bestand, die in der Stadt Hechingen selbst nicht mehr zur Verfügung standen.
Die Hohenzollerische Trikotwarenfabrik Carl Grotz eröffnete Ende 1940 eine Nähereifiliale
in Empfingen, wo sie das Gasthaus Bären anmietete. Die Trikotwarenfabrik
Maute richtete im Frühjahr 1941 in Rangendingen einen neuen Fabriksaal ein14.

Wie brüchig der Boden aber war, zeigte die Tagung der Fachuntergruppe im Frühsommer
1941. Den Unternehmern, die in Ebingen zusammen saßen, musste Fritz
Scheerer, zu dem Zeitpunkt kommissarisch amtierender Kreisleiter der NSDAP15, die
Frage des Arbeiterentzuges aus der Textilindustrie erklären. Er warb für das notwendige
Verständnis unter Hinweis auf die gewaltigen Erfolge unserer Truppen im
Befreiungskampf gegen die roten Armeen16. Spätestens mit der Mobilmachung für

11 Hz. Bl. Nr. 3/02.01.1941. Arbeitsmarktzahlen für Hechingen liegen offenbar nicht mehr
vor, für den Bereich der Wirtschaftskammer Württemberg-Hohenzollern wurde der Fehlbedarf
an Arbeitskräften Anfang 1942 mit 60.000 angegeben, s. Hz. Bl. Nr. 28/03.02.1942.

12 Ebd. Nr. 262/09.11.1939. Der Einzelhandelsausschuss der Industrie- und Handelskammer
Reutlingen hatte einige Tage vorher die konjunkturelle Lage als geordnete Kriegswirtschaft
bezeichnet. Die Verbraucher seien zu gewohntem Kaufverhalten zurückgekehrt, s. Hz. Bl. Nr.
244/19.10.1939.

13 Ebd. Nr. 11/14.01.1941.

14 Einzelheiten zu den in diesem Abschnitt genannten Unternehmen s.u. Kapitel 5.

15 Die NSDAP hatte im Frühjahr 1937 ihre Parteikreise Hechingen und Balingen zusammengelegt
. Kreisleiter wurde Kurt Lüdemann, der sich im April 1940 zur Wehrmacht meldete, im
November die Geschäfte wieder aufnahm und im März 1941 erneut Soldat wurde. Er fiel im
Juli 1941 an der Ostfront. Während Lüdemanns Abwesenheit und nach seinem Tod übernahm
Kreisschulungsleiter Fritz Scheerer kommissarisch die Führung des NSDAP-Kreises. Ende
März 1943 übergab Scheerer die Parteiführung an den Rottweiler Kreisleiter Otto Arnold, der
bis zum November 1943 beide Kreise in Personalunion führte. Seit dem 18.11.1943 war Oskar
Uhland Kreisleiter des NSDAP-Kreises Balingen/Hechingen, s. Hz. Bl. Nr. 69/21.03.1940,
275/22.11.1940, 55/06.03.1941, 187/12.08.1941, 76/31.03.1943, 273/20.11.1943.

16 Ebd. Nr. 153/03.07.1941.

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