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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0574
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

den Überfall auf die Sowjetunion wurde die Situation in den Betrieben schwierig.
Die Blitzfeldzüge gegen Polen und im Westen waren jeweils nur von kurzer Dauer
gewesen, so dass die Wehrmacht Teile ihrer Reserven sogar wieder in das Berufsleben
entlassen konnte. Jetzt verschlang der Krieg Menschen. Die Wehrmacht benötigte seit
1941 ständig neue Soldaten.

Einen gravierenden Einschnitt für die Textilindustrie brachte die Reorganisation
der deutschen Arbeits- und Wirtschaftverwaltungen im Zuge der totalen Kriegswirtschaft
Anfang 1942. Der Führerbefehl zur Vereinfachung und Leistungssteigerung
der Rüstungsproduktion leitete den Prozess schon im Dezember 1941 ein17. Vorausgegangen
waren der Übergang zum Stellungskrieg vor Moskau und der Kriegseintritt
der USA. Über die Anordnungen der Fachministerien nach dem Führerbefehl ließ
sich schon zu einem frühen Zeitpunkt in Stuttgart die Wirtschaftskammer Württem-
berg-Hohenzollern vom Landesarbeitsamt informieren. Dabei wurden unter anderem
beträchtliche Arbeitsplatzverschiebungen aus dem Gewerbe zur Rüstungsindustrie
angekündigt18. Die Reorganisation wurde auch auf lokaler Ebene diskutiert. Über die
industriellen Verhältnisse in unserem Kreis erstattete am 29. März 1942 Kreisleiter
Scheerer in Balingen auf einer Arbeitstagung dem Kreisführerkorps, den ehrenamtlichen
Funktionären und hauptamtlichen Mitarbeitern der NSDAP im Kreis Balin-
gen/Hechingen, einen als aufschlußreich bezeichneten Bericht19. Die Deutsche
Arbeitsfront im Kreis Balingen/Hechingen setzte sich mit den zur Zeit im Brennpunkt
stehenden kriegsbedingten Maßnahmen auf ihrer Arbeitstagung am 26. April
in Balingen auseinander. Kreisobmann Gustav Sautter erklärte allgemein die Arbeitseinsatzlage
, Rechtsberater Eugen Roller erläuterte die zur Zeit wichtigsten Fragen
auf sozial- und arbeitsrechtlichem Gebiet, z. B. [die] Verordnung über die Stillegung
von Betrieben zur Freimachung von Arbeitskräften20. Betroffen war in Hechingen
die Textilindustrie21. Die Süddeutsche Baumwoll-Industrie AG schloss ihr Werk in
der Friedrichstraße zum 1. April 1942, nahezu gleichzeitig machte die Trikotwarenfabrik
Heinrich Maute ihr Werk U in der Neustraße dicht. Andere Firmen in der
Umgebung mussten im Frühjahr 1942 ebenfalls die Arbeit einstellen.

Als das Führerkorps der NSDAP im Kreis Balingen/Hechingen am 12. und 13.
Dezember 1942 erneut zu einer seiner regelmäßigen Arbeitstagungen in Balingen
zusammenkam, wurde auch Bericht erstattet über die wirtschaftliche Entwicklung
im Kreis seit den einschneidenden Veränderungen im Frühjahr. Kreiswirtschaftsbera-

17 Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss (Hg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus
. München 1998. S. 119.

18 Hz. Bl. Nr. 28/03.02.1942.

19 Ebd. Nr. 77/01.04.1942.

20 Ebd. Nr. 100/30.04.1942.

21 Im „Bezirk Hechingen" stellten laut Walter Sauter: Der Index zu den Hechinger Zeitungen
1829-1970. Bearb. von Thomas Jauch. Hechingen 1996. S. 1302, im Frühjahr 1942 die
ersten Textilbetriebe die Arbeit ein. In der unter Mitarbeit von Sauter erarbeiteten, bisher
unveröffentlichten Chronik der Stadt Hechingen. Entwurf Band II. Auf der Grundlage einer
Bearbeitung von Bruno Ewald Reiser. Unveröff. (Künftig: Chronik-Entwurf) S. 87, wird als
Zeitpunkt von Betriebsstilllegungen in der Textilindustrie der Mai 1942 angegeben. Vgl. Xaver
Fischer (wie Anm. 8) S. 16.

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