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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0575
Rolf Vogt

ter Maag sprach zuversichtlich davon, die Beschäftigung in der Metallindustrie sei
ansteigend gut und in der Textilindustrie wesentlich gebessert. Auch das Handwerk
könne über seinen Beschäftigungsstand nicht klagen. Für das nächste Jahr versprach
der NS-Wirtschaftsexperte gesicherte Beschäftigungsmöglichkeiten22. Die Handwerkskammer
schätzte die wirtschaftliche Lage nicht wesentlich anders ein. In
seinem Jahresrückblick erwähnte der Sigmaringer Geschäftsführer Karl Fröhlich die
Rüstungsaufträge, die eine starke Inanspruchnahme des Handwerks für die Kriegswirtschaft
gebracht hätten23. Die Metallindustrie war in die steigende Rüstungsproduktion
eingebunden und hatte damit natürlich günstige Aussichten. In Hechingen
lieferten die Maschinenfabrik Carl Merz und die erst 1940 auf dem First angesiedelte
Metallwarenfabrik Beispiele. Ihnen ging es während des Krieges anhaltend gut.
Wenigstens aufatmen konnten die Betriebe der Textilindustrie, die das Firmensterben
vom Frühjahr überlebt hatten. Schlecht stand es, aber darüber sprach Maag nach
dem Zeitungsbericht nicht, eher um den Bausektor. Das Hechinger Baugeschäft
Otto Breimesser schloss beispielsweise im April 1942 sein Sandwerk24, die Stadt
Hechingen verzichtete nach und nach auf Investitionen und stellte sogar notwendige
Reparaturen an den bestehenden Gebäuden ein25.

Die nächste Runde im Firmensterben setzte nach der Kapitulation in Stalingrad
ein. Jetzt kamen Handel und Handwerk an die Reihe. Was ist kriegswichtig, war die
Frage, die Anfang 1943 öffentlich diskutiert wurde. Die NS-Tageszeitung, die Ho-
henzollerischen Blätter, hatte die Aufgabe, der Stadt den neuerlichen Eingriff in die
Wirtschaftsstruktur zu erklären: Wenn durch die Schließung nicht unbedingt kriegswichtiger
Betriebe weitere Arbeitskräfte für kriegswichtige Aufgaben mobilisiert
werden, dann ist das eine Maßnahme von so eminenter Bedeutung, daß jeder, der
davon betroffen wird, sich entschlossen und bereitwillig eingliedert in die große Front
aller Volksgenossen, die heute schon im Kriegsschaffen der Nation ihren Platz einnehmen
, hielt der Lokalteil ohne Wenn und Aber fest. Die NSDAP verlangte fanatische
Pflichterfüllung1^. Die Stilllegungsaktion im Gewerbe dauerte schließlich bis

22 Hz. Bl. Nr. 294/15.12.1942.

23 Ebd. Nr. 5/07.01.1943.

24 Ebd. Nr. 93/22.04.1942. Schon 1941 war das Sandwerk zeitweise geschlossen, s. Hz. Bl. Nr.
225/25.09.1941.

25 Werner Wahl: Die städtebauliche Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. In: 1200 Jahre
Hechingen. Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt Hechingen. Hechingen
1987. S. 135-159, hier S. 148: „Eine Bautätigkeit sowohl im privaten wie im gewerblichen
Bereich war während der Kriegsjahre durch fehlende Baustoffe nicht möglich." Der Verzicht
auf Bauprojekte war wenigstens in gewissem Maße freiwillig. In der Sitzung der Ratsherren -
des Gemeinderats - Anfang Februar 1944 berichtete der stellvertretende Bürgermeister Josef
Simmendinger, anstelle der Bautätigkeit leiste die Stadt namhafte Kriegsbeiträge und stärke die
Rücklagen, s. Hz. Bl. Nr. 38/15.02.1944. Tatsächlich war das Reich zur Kriegsfinanzierung nur
in der Lage, weil auf lokaler Ebene mitgearbeitet wurde. Die Hohenzollerische Landesbank
etwa rühmte sich in ihren Jahresberichten mehrfach, Anteil an der Kriegsfinanzierung zu
haben. Die Bank erwarb verstärkt Reichsschatzanweisungen, s. Hz. Bl. Nr. 153/03.07.1943, 55/
06.03.1944.

26 Ebd. Nr. 42/19.02.1943, vgl. auch das Editorial in Hz. Bl. Nr. 34/10.02.1943.

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