Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0577
Rolf Vogt

Standort zu finden [...]. Weil es an geeignetem Betriebsraum fehlt, werden einfache
„ Tischarbeiten", die keine besondere Maschine erfordern, in das Heim des Arbeiters
verlegt^2.

Neben der Suche nach Produktionsstätten machten Verpflegung und Unterkunft
der Belegschaft, die das Unternehmen bei der Verlagerung mitbrachte, Sorgen. Auch
dies spiegelt sich im Anzeigenteil der Hechinger Zeitung. Personal für Gemeinschaftsanlagen
, für eine Werkküche oder Kantine, in denen eine größere Gefolgschaft [..]
mittags und abends verpflegt werden sollte, wurde in der Regel per Chiffreanzeige
gesucht33. Auch Wohnungsgesuche finden sich immer wieder. Mit einem Aufruf an
die Leser zur Bereitstellung von möblierten Zimmern für Berufstätige, die auswärts
eingesetzt werden, meldeten sich die Hohenzollerischen Blätter sogar redaktionell zu
Wort34. Was ohnehin erkennbar war, konnte auch die nationalsozialistische Öffentlichkeit
diskutieren. Wir werden noch mehr zusammenrücken müssen, da wir von
Tag zu Tag mehr Verlagerungen vornehmen müssen, gestand Kreisleiter Oskar
Uhland auf der Kundgebung der NSDAP am 3. Dezember 1943 im vollbesetzten
Hechinger Museum seinen Zuhörern. Aber wir schrecken nicht zurück vor den
Schwierigkeiten, redete er gut zu. Er versprach für den weiteren Kriegsverlauf
Vergeltung durch den entscheidenden Schlagt.

Insgesamt hatten im Frühjahr 1944 mindestens elf größere Betriebe wenigstens
Teile ihrer Produktion nach Hechingen verlegt. Auf eine Umfrage des Landratsamts
zur Nachweisung der Betriebsverlagerungen nannte der Hechinger Bürgermeister
am 8. Mai 1944 die Mercedes-Schuhfabriken aus Bad Cannstatt, die Stuttgarter Firma
Braitmaier, das Wehrmachts-Generalkommando Stuttgart, den Höheren SS-Stab
Stuttgart, das Kaiser-Wilhelm-Institut Berlin mit biologischer, physikalischer und
botanischer Abteilung, die Hollerith-Werke Berlin, die G. Stähle KG und die AEG
aus Bad Cannstatt, die Gesellschaft für elektrische Anlagen AG Fellbach, die Starkstromanlagen
AG Essen sowie das Marine-Bekleidungsamt Kiel36. Als Vorreiter war
die Starkstromanlagen AG mit einem Baubüro schon im Oktober 1941 nach Hechingen
gekommen. Zum L April 1942 folgte die Deutsche Hollerith Maschinen Gesellschaft
m.b.H. Dem Unternehmen kam die Stilllegung des Hechinger Werks der
Süddeutschen Baumwoll-Industrie AG zugute. In das Werk U der Firma Maute zog
fast zeitgleich das Marinebekleidungsamt ein. Die Stuttgarter Betriebe siedelten sich
erst ab 1943 an. Der Stähle AG musste die Textilfirma Gebr. Mayer in der Haigerlocher
Straße weichen, der AEG das Werk L der Firma Maute am Adolf-Hitler-Platz37,
die Gesellschaft für Elektr. Anlagen A.G. Fellbach zog bei der Trikotindustrie G.

32 Ebd. Nr. 71/24.03.1944. Der verstärkte Luftkrieg des letzten Jahres habe die Binnenwanderung
verstärkt, merkt der Artikel weiter an.

33 Hz. Bl. Nr. 188/13.08.1943, 189/14.08.1943,277/24.11.1944.

34 Ebd. Nr. 46/24.02.1943.

35 Ebd. Nr. 286/06.12.1943.

36 Stadtarchiv Hechingen (künftig: StadtAH), Meldeakten, Altregistratur Einwohnermeldeamt
.

37 Vorher und nachher Obertorplatz.

562


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0577