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Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Thieliant & Co. KG in der Runkellengasse und in der Firma Grotz ein. Die Welle der
Betriebsverlagerungen erstreckte sich nicht ausschließlich auf größere Industriebetriebe
. Auch einige Handwerksbetriebe fassten in diesen Jahren in Hechingen neu
Fuß.

Arbeitgeber waren in nicht unbeträchtlichem Ausmaß auch staatliche und quasistaatliche
Einrichtungen. Die Wehrmacht kam schon 1939 in die Stadt, auch die SS
führte schon früh einen Verwaltungsstab in Hechingen. Vielleicht die heute noch
bekannteste Behörde, die ihren Forschungs- und Verwaltungsapparat unter den
Zoller verlegte, war das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut. Seit Mitte 1943 siedelten
seine Abteilungen um. Unter ihnen waren die deutschen Atomforscher um Werner
Heisenberg, die in Haigerloch ihren Reaktor aufbauten und dazu ausersehen waren,
die deutsche Atomforschung zu kriegsverwendungsfähigen Ergebnissen zu führen.

Das letzte Stadium der Neustrukturierung erreichte die Kriegswirtschaft in
Hechingen im Herbst 1944, als sich der Vormarsch der alliierten Truppen auf deutsches
Reichsterritorium abzeichnete. Im September nahm die NSDAP-Kreisleitung
die Verantwortung für die Wirtschaftslenkung in die eigenen Hände. Um die Partei
als Motor im totalen Kriegseinsatz aufzubauen, führte Kreisleiter Oskar Uhland
Anfang September 1944 eine geschäftige Serie von Besprechungen vor allem mit
Behördenleitern und Parteidienststellen, in denen es darum ging, eine stattliche Zahl
kriegsverwendungsfähiger Männer aus den Fabriken und Büros in die Kasernen zu
bringen und die entstehenden Lücken durch Straffungen des Arbeitsablaufs zu
schließen38. Uhland erklärte sein Vorgehen am 22. September 1944 den Betriebsführern
, Betriebsobmännern, Meistern und Parteigenossen in den Betrieben in vier
Versammlungen in Ebingen, Tailfingen, Burladingen und Hechingen. In der Hechinger
Versammlung am 22. September 1944 gab er im einzelnen die von ihm eingeleiteten
Maßnahmen für den totalen Arbeitseinsatz in den Betrieben, Verwaltungen und
Verkehrsstellen bekannt. Er forderte von den Gefolgschaften erhöhtes Pflichtbewußtsein
und ein arbeitskameradschaftliches Verhältnis. Die Botschaft war einfach:
Arbeiten von früh bis spät sei das Gebot der Stunde, sagte Uhland39. Das Reich hatte
die wöchentliche Regel-Arbeitszeit gerade von 48 auf 60 Stunden erhöht, und das
wollte vor Ort erst einmal vermittelt sein.

2.2. FRAUEN, SCHÜLER UND RENTNER AN DER HEIMATFRONT

Zu Beginn des Kriegs hatte dem NS-Staat nur ein begrenztes arbeitsmarktpolitisches
Instrumentarium zur Verfügung gestanden. Um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen
, waren zunächst Qualifizierung und Produktivitätssteigerung die Möglichkeiten.
Die wehrwirtschaftliche Arbeitstagung von Vorstand und Beirat der Industrie- und
Handelskammer Reutlingen, deren Hechinger Außenstelle für den hohenzollerischen

38 Hz. Bl. Nr. 215/13.09.1944.

39 Ebd. Nr. 224/23.09.1944.

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