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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0582
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

1943 hat für uns in der Heimat den totalen Arbeitseinsatz gebracht, konnte denn
auch die Hechinger Lokalredaktion der Hohenzollerischen Blätter in ihrem Neujahrs-
Editorial feststellen. Sie ging immer noch siegesgewiß ins neue Jahr59. Zu berichten
war dann aber doch nur über weitere militärische Rückschläge. Im Herbst 1944
machten die Arbeitsämter ein weiteres Mal Inventur. Die Baiinger Behörde rief
Männer und Frauen erneut dazu auf, sich registrieren zu lassen. Die Meldepflicht
wurde ausgeweitet auf Frauen bis hinauf zum 49. Lebensjahr60.

Schließlich kamen als allerletzte Reserve die achten Klassen der Volksschulen, die
in der Regel jünger als 16 waren, an die Reihe. Arbeitsamt und HJ-Bannführung
arbeiteten im Herbst 1944 im Bereich der Arbeitsamt-Nebenstelle Hechingen bei den
Vorbereitungen für ihren Arbeitseinsatz zusammen61. Ahnlich erging es Männern
jenseits des 65. Lebensjahres. Die Rentner wurden bis zum Kriegsende nicht zwangsverpflichtet
, standen insbesondere aber in den mittelständischen Betrieben in Handel
und Handwerk wieder täglich im Geschäft, um den Ausfall der zur Wehrmacht einberufenen
Betriebsinhaber, ihrer Söhne, zu ersetzen. In den Verwaltungen wurden
längst pensionierte Beamte reaktiviert, die als Sachbearbeiter wieder am Schreibtisch
saßen. Die NS-Offentlichkeit begegnete ihnen mit Respekt. Die Hohenzollerischen
Blätter veröffentlichten im Herbst 1944 in loser Reihenfolge immer wieder Beiträge,
in denen sie Arbeitsveteranen namentlich vorstellten. Die Zeitung bescheinigte ihnen
einen vorbildlichen Arbeitseinsatz62. Ein Sonderfall war der Ernteeinsatz in der
Landwirtschaft, der besonders arbeitsintensiv war und schon früher zur Beschäftigung
ausländischer Saisonarbeiter geführt hatte. 1940 wurden die noch in Hechingen
lebenden arbeitsfähigen Juden, inzwischen alle arbeitslos, zur Zwangsarbeit im Ernteeinsatz
gezwungen63. Die Zuständigkeit legte das Arbeitsamt nach der sogenannten
Göring-Verordnung 1942 in die Hände der Ortsbauernführer, die das Recht erhielten,
Dienstverpflichtungen auszusprechen. Schulen, Hitlerjugend und andere NS-Verbände
wurden in den Sommermonaten ebenfalls in den Ernteeinsatz eingebunden64.

der Dienstmädchen erfasst, s. Hz. Bl. Nr. 124/29.05.1943. Bei der Zuteilung von Ostarbeiterinnen
als hauswirtschaftliche Kräfte in Haushalten hatte die Abteilung Volkswirtschaft/
Hauswirtschaft der NS-Frauenschaft ein Mitspracherecht, s. Hz. Bl. Nr. 73/27.03.1943, 25/
31.01.1944.

59 Hz. Bl. Nr. 1/03.01.1944.

60 Ebd. Nr. 178/01.08.1944, 194/19.08.1944. Zu bedenken ist, dass die ein Jahr zuvor erstellte
Liste angesichts von Dienstverpflichtungen und Zuzügen evakuierter Flüchtlinge schnell
veraltet war.

61 Hz. Bl. Nr. 241/13.10.1944. Die älteren Schüler weiterführender Schulen, in Hechingen der
Staatlichen Oberschule, waren zu einem Großteil bereits für die HJ tätig oder hatten sich vorzeitig
für den Kriegsdienst gemeldet.

62 Hz. Bl. Nr. 190/15.08.1944, 197/23.08.1944, 213/11.09.1944, 232/03.10.1944, 237/
09.10.1944, 271/17.11.1944, 291/11.12.1944, 297/18.12.1944.

63 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 5640 Ortschronik. Stoffsammlung für die Chronik der Stadt
Hechingen. 1940. Besondere Vorkommnisse (frdl. Mitt. Otto Werner).

64 Hz. Bl. Nr. 145/24.06.1942, 174/28.07.1943, 135/12.06.1944.

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