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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0583
Rolf Vogt

Allgemein wird der Einführung der Meldepflicht von der Forschung kein großer
beschäftigungspolitischer Effekt zugebilligt wegen der relativ weit gefassten Ausnahmebestimmungen
und der Probleme bei der Vermittlung von Frauen65. Hingewiesen
wird auch auf den Interessenkonflikt der NS-Propaganda, die in den Jahren davor als
wesensgemäße Bestimmung der Frau die häusliche Tätigkeit idealisiert habe, so dass
ihre Eingliederung in den Produktionsprozess nur unter Vorbehalten erfolgt sei66.
Die sicherlich für bestimmte Parteikreise und Teile der Öffentlichkeit zutreffende
Einschätzung lässt sich im näheren Blick auf die lokale Hechinger Ebene nicht unbedingt
bestätigen. Frauenarbeit war in Hechingen in der Textilindustrie seit Jahrzehnten
gang und gäbe67. Und sie war vom ersten Tag des Krieges an zwangsläufige
Realität in den landwirtschaftlichen Betrieben. Dort wurden zuerst die Söhne und
bald danach die Väter zur Wehrmacht geholt. NSDAP und Kreisbauernschaft lobten
immer wieder den unermüdlichen Einsatz der Bäuerinnen in der Arbeitsschlacht.
Der Hechinger Landrat Paul Schraermeyer beispielsweise zollte auf dem Kreisbauernschaftstag
am 14. Dezember 1941 in Hechingen der besonders aufopferungsvollen
Arbeit der Landfrau Anerkennung, weil sie in vielen Fällen allein und auf die Mithilfe
von Kriegsgefangenen angewiesen, die Last der Arbeit zu tragen habebi. Ein
besonderes Lob übermittelte Schraermeyer der Bäuerin, die eine ungewöhnliche
Arbeitslast trägt und Uebermenschliches leistet, auch auf dem Kreisbauernschaftstag
in Hechingen im Januar 194369. Kreisbauernführer Vinzenz Stehle, Reichstagsabgeordneter
aus Bittelbronn, sprach Anfang Januar 1944 mit Hochachtung auf der
Arbeitstagung der Kreisbauernschaft in Balingen vom Einsatz der Frauen in der
Landwirtschaft.

Frauen zur Kriegsarbeit zu ermuntern, bereitete der NS-Offentlichkeit in Hechingen
denn auch keine größeren Probleme. Zwar sei weiterhin nationalsozialistisches
Ideal, der Frau die Lebensform als Mutter in Haus und Familie zu erhalten, erklärten
die Hohenzollerischen Blätter 1940: Aber eben um sich dieses Ideal für die Zukunft
zu sichern, ist es notwendig in der Gegenwart teilweise darauf zu verzichten, genau
so wie wir den Krieg aus keinem anderen Grunde führen, als um den von unseren
Feinden gestörten Frieden, auf neuer Grundlage, wieder herzustellen7^. Das Problem

65 Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss (wie Anm. 17) S. 125.

66 Zuletzt Annette Schäfer (wie Anm. 4) S. 22f.

67 In Hz. Bl. Nr. 88/15.04.1940 wurde von den „ersten Fabrikarbeiterinnen" in Hechingen
berichtet, Frauen aus Weilheim, die um 1890 Arbeit in der Textilindustrie fanden. Die Bemühungen
um den Einsatz auch der letzten Kapazitätsreserven führten, u.a. zu dem Versuch des
Ersatzes von Facharbeitern durch Frauen, der aber auf nicht unerhebliche Schwierigkeiten
stieß, weil die Möglichkeit der Frauenarbeit in Württemberg schon früher viel stärker ausgeschöpft
worden war als im übrigen Reiche, stellte auch der Präsident der Industrie- und
Handelskammer Stuttgart, MdR Fritz Kiehn, mit Blick auf das Jahr 1940 fest, s. Hz. Bl. Nr.
70/24.03.1941.

68 Hz. Bl. Nr. 295/16.12.1941.

69 Ebd. Nr. 21/26.01.1943.

70 Ebd. Nr. 7/10.01.1944.

71 Ebd. Nr. 118/22.05.1940.

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