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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0586
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

französischer Kriegsgefangener eingetroffen und unter Vermittlung des Reichsnährstands
auf die Arbeitsstellen verteilt worden. Weitere Anforderungen liegen vor,
sodaß in Bälde mit einer Verstärkung des Arbeitseinsatzes kriegsgefangener Franzosen
in unserer engeren Heimat gerechnet werden kann%x. Innerhalb von zwei Wochen
Ende Juli, Anfang August 1940 entstanden in 13 Gemeinden des Kreises Hechingen
Kriegsgefangenenlager. Rathäuser, Schulgebäude und Gastwirtschaften wurden
leergeräumt, um die Franzosen unterzubringen, wie der Hechinger Landrat Paul
Schraermeyer am 8. August dem Regierungspräsidenten berichtete82.

In Hechingen nahm die Stadtverwaltung die Versorgung der Landwirte mit
Kriegsgefangenen in die Hand. Mitte Juli 1940 hatte sie in Erfahrung gebracht, dass
sofort Kriegsgefangene zur Beschäftigung beantragt werden konnten. Bald danach
ging der Antrag heraus, gleichzeitig richtete die Stadt das Kriegsgefangenenlager in
der Tübinger Straße ein. Die ersten 15 gefangenen Franzosen kamen am 5. August
1940 nach Hechingen. Sie wurden von Landwirten beschäftigt, die Stadt selbst
musste auf ihre Gefangenen noch eine Zeitlang verzichten83. Ein Arbeitskommando
kriegsgefangener Franzosen ist seit einigen Tagen in Hechingen untergebracht. Die
in grünbraune Uniformen gekleideten Franzmänner wurden von der Stadt und
von der Ortsbauernschaft übernommen und werden zur Zeit in erster Linie zu landwirtschaftlichen
Arbeiten herangezogen, informierten die Hohenzollerischen Blätter
schon wenige Tage darauf ihre Leser84.

Bedarf hatten auch Handwerksbetriebe und Firmen. Am 2. September 1940 beantragte
der Hechinger Bürgermeister85 erstmals Kriegsgefangene für nichtlandwirtschaftliche
Arbeiten. Neben der Stadt selbst benötigten die Sägewerke Wild und
Kässer, die Bäckerei Klaiber, die Walkenmühle und Schuhmachermeister Franz Belser
neue Arbeitskräfte^. Es dauerte aber noch geraume Zeit, bis Wehrmacht und Arbeitsverwaltung
dem dringenden Ruf der Gemeinden nach Arbeitskräften nachkommen
konnten, wie das Stammlager Villingen Ende August 1940 die lebhafte Nachfrage
der Arbeitgeber beschrieb87. In einem Rundschreiben an die Bürgermeister des
Amtsbezirks teilte das Arbeitsamt Balingen am 18. September mit, die Anforderun-

81 Hz. Bl. Nr. 173/25.07.1940.

82 Staatsarchiv Sigmaringen (Künftig: StAS), Ho 235 T 20 Abt. VIII Nr. 394, Beschäftigung
ausländischer Arbeiter einschl. Kriegsgefangene Band 2. Bl. 119.

83 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42.

84 Hz. Bl. Nr. 187/10.08.1940.

85 Bürgermeister in Hechingen war seit 1929 Paul Bindereif, der sich aber bereits zu Kriegsbeginn
zur Wehrmacht meldete und zunächst als Oberleutnant, später als Hauptmann Kriegsdienst
leistete. Die Amtsgeschäfte im Rathaus führte - ausgenommen zu Bindereifs Urlaubszeiten
- der stellvertretende Bürgermeister, zunächst der Zahnarzt Thomas Pfeffer, seit 1941
der AOK-Geschäftsstellenleiter Josef Simmendinger, s. Hz. Bl. Nr. 171/23.07.1940, 245/
17.10.1940, 210/08.09.1941 u. a.

86 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945.

87 StAS, Ho 235 T 20 Abt. VIII Nr. 394, Beschäftigung ausländischer Arbeiter einschl.
Kriegsgefangene Band 2. Bl. 123.

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