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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0590
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

im März 1940 in einem Bericht aus Melchingen in Erfahrung bringen101. Nachweisen
lassen sich polnische Zivilarbeiter auch in Hechingen seit dem März 1940. Am
18. März erreichte eine erste Gruppe von offenbar zehn Polen die Stadt. Jeweils zwei
kamen im landwirtschaftlichen Betrieb des städtischen Altersheims und in der
Walkenmühle unter, jeweils einen Arbeiter beschäftigten das Krankenhaus, das Gasthaus
Bären, Landwirt Georg Heim, Robert Stauß auf dem Hagelhof, Theobald Wild
senior und die Gärtnerei Zanger. Zwei Tage später kamen zwei polnische Zivilarbeiter
auf den Stauffenburger Hof102. Im August meldeten auch die Hohenzollerischen
Blätter ihren Lesern, in Hechingen seien polnische Zivilarbeiter tätig103.

Die polnischen Arbeiter wurden wie die Kriegsgefangenen vor allem in der Landwirtschaft
gebraucht. Bei ihnen konnte es sich auch um beurlaubte Gefangene
handeln, denen der Status von Zivilarbeitern zuerkannt worden war. Die Wehrmacht
nämlich leerte vor Beginn des Frankreich-Kriegs ihre Lager104. Polnische Kriegsgefangene
, die ursprünglich in der Landwirtschaft beschäftigt wurden, sind zum Teil
aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden, um als Zivilarbeiter eingesetzt zu
werden, stand in der Hechinger Zeitung105.

Umschlagplatz war Balingen, von wo aus das Arbeitsamt die Polen an ihre Arbeitgeber
verteilte. Am 1. Juli 1941, einem Dienstag, kam beispielsweise ein Transport an,
etwa fünfzig an der Zahl. Die Polen wurden für die Nacht in den Hengststall in der
Färberstraße gepfercht und am Mittwoch im Kreiskrankenhaus einer gründlichen
Reinigung und Entlausung unterzogen. Danach wurden sie durch das Arbeitsamt
ihren Dienstherren - Landwirten mehrerer Orte des Kreises Balingen-Hechingen -
zugeführt. Rassistische Dünkel offenbart die Beurteilung des Berichterstatters: Unter
den Leuten befanden sich Männer, Frauen und Kinder, die einen richtigen polnischen
Charakter verrieten: verwahrlost in Kleidung und Schuhwerk, zum Teil barfuß.
Haar und Bart ebenfalls ungepflegt. Aber wenn die Leute nur fleißig sind und
ordentlich mithelfen bei der Bergung unserer Ernte, dann werden wir schon mit
ihnen zufrieden sein106.

Insgesamt gab es während des Kriegs mindestens 33 Arbeitgeber in der Stadt
Hechingen, die zeitweise oder über Jahre hinweg wiederum mindestens 96 polnische
Zivilarbeiter beschäftigten - auf diese Zahlen jedenfalls lässt sich die Ausländerliste
hochrechnen, die die Stadt Hechingen auf Befehl der französischen Besatzung im

101 Hz. Bl. Nr. 73/28.03.1940.

102 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

103 Hz. Bl. Nr. 187/10.08.1940. Annette Schäfer (wie Anm. 4) S. 25, zitiert eine Aufstellung
des Landesarbeitsamts in Stuttgart vom 25.10.1940, nach der zu dem Zeitpunkt 105 polnische
Zivilarbeiter im Kreis Hechingen beschäftigt waren. Der Kreis Balingen wird mit 157, der Kreis
Sigmaringen mit 327 polnischen Arbeitern gezählt.

104 Martin Weinmann (Hg.): Das nationalsozialistische Lagersystem. Frankfurt/M. 1990.
S. LXXVI. Die Entlassung polnischer Gefangener ermöglichte der Befehl des Oberkommandos
der Wehrmacht vom 18.05.1940.

105 Hz. Bl. Nr. 149/28.06.1941.

106 Ebd. Nr. 154/04.07.1941.

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