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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0591
Rolf Vogt

April 1946 dem Landratsamt vorlegte107. Sie wurden vor allem in landwirtschaftlichen
Betrieben oder in der Hauswirtschaft eingesetzt, nur wenige gehörten zu den
Belegschaften der größeren Industriebetriebe. Untergebracht waren sie alle privat.

Ein früher Hinweis auf französische Zivilarbeiter ist eine Dienstanweisung an die
Gefolgschaftsmitglieder der Stadt vom 23. April 1941. Danach hatten die Mitarbeiter
der Stadtverwaltung Hechingen gegenüber kriegsgefangenen Franzosen und Französinnen
, die hier im Arbeitseinsatz sind, Abstand zu halten und sich in keiner Weise in
irgendwelche Unterhaltung und Verkehr ein[zu]lassenm. In der IHK-Fachuntergruppe
Trikotagenindustrie, die sich im Frühsommer 1941 in Ebingen traf, waren
Probleme der Beschäftigung weiblicher ausländischer Zivilarbeiter ebenfalls ein
Gesprächsthema. Der Baiinger Landrat Dr. Theodor Zeller sprach in seiner Rede vor
den Unternehmern jedenfalls auch über die gesundheitliche Seite des Einsatzes von
Französinnen in unserer Textilindustrie™. Offenbar versuchte die Textilindustrie im
Bezirk das sich aus der günstigen Rohstoffversorgung ergebende konjunkturelle
Hoch zu nutzen. Gibt die von der Stadt 1946 angefertigte Ausländerliste den Eindruck
richtig wieder, waren die Textilfirmen J. J. Anner, Carl Grotz und Gebrüder
Mayer die ersten Arbeitgeber französischer Zivilarbeiter in Hechingen. Am 20. März
1941 erhielten Anner und die Firma Mayer je eine Arbeitskraft, Grotz stellte zwei
Französinnen ein. Der Firma Mayer gelang es, im April weitere Franzosen zu requirieren
, darunter eneut mehrere Frauen. Insgesamt kamen im Verlauf des Krieges,
wiederum nach der Ausländerliste von 1946, 79 französische Zivilarbeiter nach
Hechingen, die von 28 Arbeitgebern über längere Zeit, teilweise aber auch nur einige
Tage lang beschäftigt wurden. Auch sie waren alle privat untergebracht. Neben den
Industriebetrieben traten vor allem Handwerker als Arbeitgeber auf. In der Industrie
waren im Kreis Hechingen im Sommer 1941 auch belgische Zivilarbeiter tätig110.
Nach Hechingen kamen Belgier offenbar erst von 1943 an. Insgesamt 22 nennt die
Ausländerliste.

107 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen. Ausländerlisten
zu erstellen, ordnete der Oberfehlshaber der französischen Besatzungstruppen, General
Koenig, mit dem Befehl Nr. 1792 vom 06.12.1945 an. Das Landratsamt Hechingen setzte den
Gemeinden mit Rundschreiben vom 26.03.1946 eine Frist bis zum 10.04.1946 zur Rückgabe
der Formblätter. Die von Volker Trugenberger und Franz-Josef Ziwes: Quellen zu NS-
Zwangsarbeitern im Staatsarchiv Sigmaringen. In: Klaus Barwig, Dieter R. Bauer, Karl-
Joseph Hummel (wie Anm. 5). S. 197-221, hier zitiert nach der Online-Fassung unter
www.akademie-rs.de/publikationen/hp56_ziwes_trugenberger.htm (deshalb keine Seitenangabe
), und Annette Schäfer (wie Anm. 4) S. 70, genannten Vorbehalte treffen auf die Listen der
Stadt Hechingen nicht zu. Allerdings finden sich einige offenkundige Schreib- und Ubertra-
gungsfehler, die dazu führen müssen, die aus der Hechinger Liste gewonnenen Daten als
Annäherungswerte zu betrachten. Genauere Ergebnisse könnte der Vergleich mit den Daten
der Ausländerkartei des Landratsamts Hechingen bringen, die ebenfalls im Staatsarchiv Sigmaringen
erhalten ist, s. StAS, Ho 13 T 2 Nr. 359, Ausländerlisten A-Z.

108 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von
Kriegsgefangenen 1940-42.

109 Hz. Bl. Nr. 153/03.07.1941.

110 Ebd. Nr. 208/05.09.1941.

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