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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0592
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Je weiter die Wehrmacht vordrang, desto größer wurden die Entfernungen, über
die ausländische Arbeiter in den Kreis Hechingen transportiert wurden. Ende Juli
1941 kamen etwa 30 Kroaten für die Landwirtschaft, am 4. September 1941 erreichte
eine Gruppe mit 20 Serben die Stadt, um vom Arbeitsamt in landwirtschaftliche
Arbeitsstellen im Kreis Hechingen vermittelt zu werden, wie die Hohenzollerischen
Blätter meldeten. Die Serben, darunter drei Muslime, würden in einigen Alborten
und in der Gegend von Dettingen am Neckar eingesetzt, hieß es weiter: Bei der
Ankunft in Hechingen erregte der fremdartige Aufzug der Ankömmlinge, namentlich
die fezartigen bunten Kappen und Schnabelschuhe einiges Aufsehen, die ärmliche
Bekleidung und das völlige Fehlen des Gepäcks gaben einen Begriff von der Armut,
die in der Heimat dieser fremden Arbeitskräfte herrscht111. In Hechingen selbst
lassen sich gleichfalls seit dem Herbst 1941 Jugoslawen nachweisen. Am 5. September
erhielt das Krankenhaus einen, am 9. September der Hauserhof einen weiteren. Insgesamt
blieb die Beschäftigung von Jugoslawen in Hechingen aber eine Ausnahme.
Die Ausländerliste der Stadt führt insgesamt nur sieben an, die bei sechs Arbeitgebern
in einem Beschäftigungsverhältnis standen112.

Die nächsten Ausländer, die Hechingen erreichten, waren holländische Arbeiter.
Einzelfälle, die in der Landwirtschaft unterkamen, finden sich schon früher, der
große Zustrom setzte im November 1941 ein. Die Starkstromanlagen AG aus Essen
brachte die Holländer mit. Das Unternehmen verlagerte von seinem Heimatstandort
ein Werk oder eine Abteilung nach Hechingen, deren Arbeiter zu einem großen Teil
aus holländischen Zivilarbeitern bestanden. Insgesamt kamen in der zweiten Monatshälfte
32 holländische Arbeitskräfte der Firma in die Stadt, fast die Hälfte auf einen
Schlag am 26. November113. Auch die Starkstromanlagen AG brachte ihre Zivilarbeiter
privat in Hechingen unter. Insgesamt lebten in den gut drei Jahren bis zum
Kriegsende 120 Holländer in Hechingen, die zahlenmäßig zweitstärkste Gruppe von
Zivilarbeitern. Zwölf Arbeitgeber waren für ihre Beschäftigung zuständig, aber allein
100 der Holländer standen in den Produktionsstätten der Starkstromanlagen AG und
der Firma Merz. Insgesamt 28 Holländer lebten in der Zeit, in der sie in Hechingen
waren, in einem Lager, das die Firma Merz unterhielt.

Die ersten Zivilarbeiter aus dem besetzten Teil der Sowjetunion, die sogenannten
Ostarbeiter, scheinen vereinzelt schon im Winter 1941/42 nach Hechingen gekommen
zu sein. Wirklich nennenswert wurde ihr Anteil im Sommer 1942. Im Juni waren sie
unübersehbar. Kürzlich seien in ansehnlicher Zahl Zivilarbeiter und Arbeiterinnen
aus den besetzten Ostgebieten eingetroffen und in einige Landorte des Kreises
Hechingen mit besonders starkem Arbeitsanfall zu länger dauerndem Arbeitseinsatz

111 Ebd. Nr. 208/05.09.1941. Wie sie erzählen, kommen sie gerne nach Deutschland und
haben den besten Willen zur Arbeit, frohlockte die Zeitung weiter. Nach Hz. Bl. Nr. 214/
12.09.1942 arbeiteten im Sommer 1942 in den fürstlichen Wäldern in der Nähe von Gruol
ungarische Waldarbeiter.

112 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

113 Ebd. In der Liste wird als frühestes Datum der 26.10.1941 genannt, möglicherweise ein
Schreibfehler. Vom 16.11.1941 an kommen die holländischen Arbeiter im Tagesrhythmus: 18.,
20., 25., 26., 28. und 29.11.1941.

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