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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0598
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Landesschützenbataillon heraus. Die indirekte Arbeitsverweigerung durch Krankmeldungen
bei den franzfösiscben] Kriegsgefangenen nimmt immer mehr zu, klagte
der Bürgermeister und verwies ausdrücklich auf den eigenen Forstwirtschaftsbetrieb.
Die Stadt bat das Bataillon um Abhilfe und schlug die Nachuntersuchung kranker
Kriegsgefangener durch einen deutschen Arzt oder das Gesundheitsamt vor. Die
Kompanieführung in Balingen gab am 2. April grünes Licht: Besteht Verdacht, daß
sich Kriegsgefangene krank melden, um sich von der Arbeit zu drücken, so können
sie jederzeit einen [sie] deutsefhenj Arzt vorgeführt werden, beantwortete das Landesschützenbataillon
die Anfrage. In erster Linie komme für die Untersuchung ein
Arzt des Gesundheitsamts in Frage, bei unberechtigten Krankmeldungen übernehme
die Kompanie die Bestrafung des Gefangenen133.

Krankmeldungen blieben dennoch ein Problem. Wegen unberechtigter Krankmeldung
wurde beispielsweise sowohl im Januar als auch im Februar 1943 jeweils ein
Kriegsgefangener aktenkundig134. Sogar auf der Kreistagung des NS-Arztebunds am
10. April 1943 in Balingen wurde das Problem besprochen. Gaugesundheitsführer
Ministerialrat Professor Dr. Stähle aus Stuttgart legte dabei den Medizinern dar, dass
der Missbrauch von Sozialeinrichtungen des Staates auch bei unseren fremdvölkischen
Arbeitskräften zu beobachten isti}5. Von unangenehme[n] Erfahrungen mit
ausländischen Arbeitern und Arbeiterinnen berichtete auch der Kreishauptabteilungsleiter
für Gesundheit, Dr. Kuttroff, am 9. Januar 1944 auf einer Schulungstagung
der Deutschen Arbeitsfront in Ebingen, als er über Gesundheitsführung und Arbeitsschutz
als Mittel zur Leistungssteigerung referierte136. Verhaltensmaßregeln und
Vorschriften zur Leistungssteigerung der Kriegsgefangenen machte am 3. Dezember
1944 auch der Chef des Kriegsgefangenenwesens im Ersatzheer in einem Rundschreiben
bekannt, das den Arbeitgebern in Hechingen gegen Quittung ausgehändigt
wurde137.

Insgesamt klingt das Fazit eher resignativ, das über den Einsatz von Kriegsgefangenen
gezogen wurde. Stadtwerksinspektor Johann Zierl fasste die Haltung in einer
Eingabe an den Bürgermeister vom 6. Februar 1943 zusammen, in der er die
Schwierigkeiten schilderte, die beim Entladen der Kohlenwagen im Bahnhof
Friedrichstraße bewältigt werden mussten: Wenn es sich ermöglichen Hesse, wären
mir die Stadttaglöhner lieber als die K. G. weil 2 Stadttaglöhner mehr leisten als
6 KG., klagte er138.

133 Ebd.

134 Ebd. 3. Lohnabrechnungen 1940-1943.

135 Hz. Bl. Nr. 88/14.04.1943.

136 Ebd. Nr. 8/11.01.1944.

137 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 4. Lohnabrechnungen 1943-
1945.

138 Ebd.

583


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