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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0612
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

herab. Der Gewinn, den die Erfolgsrechnung zum 31. März 1943 verzeichnet hatte,
scheint allerdings nicht zurückgegeben worden zu sein. Ihn strich die Stadt kommentarlos
ein199. Im letzten Kriegsjahr, bis zum 22. April 1945, blieb das Lager mit
zum Teil allerdings minimalen monatlichen Uberschüssen in der Gewinnzone.

Am 22. April 1945 gehörten die Bewohner des Kriegsgefangenenlagers ohne jeden
Zweifel zu denjenigen in Hechingen, die den Einmarsch französischer Truppen als
Befreiung empfanden. Wann genau die Bewachung des Lagers endete, lässt sich den
Unterlagen im Stadtarchiv nicht entnehmen. Um 17 Uhr war Hechingen in französischer
Hand200.

Das inzwischen unbewohnte Lager wollte die Stadt zum L Juni 1945 räumen und
ordnete Inventaraufnahme und den Abtransport der Einrichtungsgegenstände an.
Das Landratsamt wies die Stadt aber an, das Lager zur ev[en]t[uellen] Unterbringung
von ausländischen Zivilarbeitern vorerst aufrecht zu erhalten. Genutzt wurde es
jedoch nicht mehr. Mitte Juli 1945 hatte Hermann Zimmermann einen Mieter für die
leerstehende Werkstatt in Aussicht, so dass er bei der Stadt anfragte, was mit dem
Lager passieren solle. Die Stadt antwortete der Fahrschule Zimmermann am 31. Juli,
schon zum nächsten Tag, zum 1. August, werde das Gebäude in der Tübingerstrasse
[...] zu anderweitiger Benützung zur Verfügung gestellt. Zimmermann übernahm
15 Doppelbettstellen, die noch im Lager standen. Der Preis von 18,75 RM wurde mit
der letzten Mietzahlung verrechnet201.

5.1.2. KRIEGSGEFANGENENLAGER BING

In ihrer Verwaltung hatte die Stadt Hechingen ein zweites Kriegsgefangenlager in der
Hohenbergerstraße202 7, das als Lager Bing oder Lager II bezeichnet wurde. Das
Gebäude Bing an der Kreuzung mit der Schmidtestraße trug seinen Namen nach den
früheren Besitzern. Im Nachkriegs-Hechingen war die Bezeichnung Göhner'sches
Haus üblich. Das jahrhundertealte Gebäude wurde in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts
abgerissen.

Als die Gemeindeschutzpolizei am 25. Juli 1940 die vom Bürgermeister gestellte
Frage nach geeigneten Räumen für ein Kriegsgefangenenlager prüfte, war das Haus
Bing und Merz bereits in der engeren Auswahl, wurde aber zunächst als weniger
geeignet zurückgestellt. Schon im September jedoch stellte sich der Stadt die Frage
nach der Erweiterung des Lagers in der Tübinger Straße, dessen Kapazität an seine
Grenzen stieß. Die Weinbrennerei Jakobi AG in Stuttgart, im Sommer 1941 in Weinbrennerei
G. F. Deyle AG umbenannt, der das Gebäude in der Hohenbergerstraße
seit der „Arisierung" gehörte, hatte wie Hermann Zimmermann keine bessere Ver-

199 Ebd.

200 Ebd. Am 22. 4. 45 Nachm. 5 Uhr Franzosen eingezogen, findet sich als Notiz auf der
Abrechnung, die für das Lager am 01.05.1945 erstellt wurde.

201 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945.

202 Vorher und heute Synagogenstraße.

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