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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0613
Rolf Vogt

wertungsmöglichkeit für ihr Anwesen und stimmte der Einrichtung eines Lagers zu.
Zum 10. Dezember 1940 übernahm die Stadt das Hinterhaus. Am selben Tag wurde
der Mietvertrag ausgefertigt203.

Das Lager hatte im April 1941 eine höchstmögliche Belegung [von] 30-35 Mann,
wie die Stadt nach dem Ausbau festhielt, und war schon bald annähernd voll belegt.
Insgesamt wurden bis zum Sommer 1941 953,58 RM für die Einrichtung des Lagers
ausgegeben. Unter anderem erhielt es ein Wachlokal. Das Arbeitskommando des Lagers
wurde zunächst mit der Nummer 20023 und später mit der Nummer 20016 geführt
, die Befehlsgewalt übte der Kommandant des Lagers in der Tübinger Straße in
Personalunion aus204. Wie in der Tübinger Straße dürften vier Soldaten für die Bewachung
der Gefangenen zuständig gewesen sein205.

Im Mai 1941 wurde das Lager vorübergehend geräumt, als die Stadt ihre begehrlichen
Blicke auf serbische Kriegsgefangene richtete, die vermutlich in den nächsten
Wochen von der Wehrmacht bereitgestellt werden konnten. Ich bitte um Vormerkung
für die Zuteilung von serbischen Kriegsgefangenen und weise darauf hin, dass hier
zwei Lager errichtet sind von denen eines für serbische Kriegsgefangenen [sie] ohne
weiteres vollständig geräumt und eingerichtet werden kann, wandte sich die Stadt am
22. April 1941 schriftlich an das Arbeitsamt in Balingen. Die französischen Gefangenen
, deren Zahl inzwischen wieder auf gut 50 gesunken war, könnten alle in dem
Lager in der Tübinger Straße untergebracht werden. Vier Tage später drängte die Stadt
auch beim Stammlager in Villingen auf die Zuteilung neuer Gefangener. Die Zuteilung
sei dringend und dürfte insbesondere infolge der Auflösung bestehender Kommandos
an französischen Kriegsgefangenen und deren Besetzung mit serbischen,
möglich sein, argumentierte die Stadt. Das Stammlager verwies allerdings auf die
Zuständigkeit des Arbeitsamts. Geräumt wurde das Lager, nachdem das Arbeitsamt
die Hoffnungen der Stadt genährt hatte. Mit der raschen Zuteilung der serbischen
Kriegsgefangenen sei jetzt zu rechnen, teilte die Baiinger Behörde am 2. Mai mit: Für
Hechingen sind 25 Mann vorgemerkt. Am 23. Mai hakte die Stadt noch einmal nach.
Auf Grund Ihrer Mitteilung habe ich das 2. Gefangenenlager hier sofort räumen und
für die Serben herrichten lassen, teilte sie dem Arbeitsamt mit und bat umgehend
um Mitteilung bis wann mit dem Eintreffen derselben zu rechnen ist. Aber schon am
28. Mai winkte das Arbeitsamt ab: Nach dem neuesten Bescheid des Stammlagers
würden serbische Kriegsgefangene für den hiesigen Amtsbezirk nicht zur Verfügung
gestellt. Auch die Zuteilung weiterer französischer Gefangener sei noch ungewiss.

203 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945. Uber das Schicksal der letzten jüdischen Bewohnerin des Gebäudes, Luise Schnurmann
, die Ende 1939 von der Weinbrennerei trotz eines im Grundbuch eingetragenen Wohnrechts
aus dem Haus gedrängt wurde, s. Otto Werner: Die Juden in Hechingen während der
Zeit des Nationalsozialismus. In: 1200 Jahre Hechingen. Beiträge zur Geschichte, Kunst und
Kultur der Stadt Hechingen. Hechingen 1987. S. 199-215, hier S. 210-212.

204 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945.

205 Die oben erwähnten Langarbeiterzulagen beantragte der Kommandoführer für 8 Wachmannschaften
in zwei Lagern.

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