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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0615
Rolf Vogt

sowjetrussischen Gebiet errichtet worden sei. Die russischen Arbeiter würden zu
Waldarbeiten herangezogen210. Auch in den städtischen Unterlagen findet sich eine
Aktennotiz, nach der zu dieser Zeit aus dem Kriegsgefangenenlager Tübinger Straße
drei Waschbecken, 15 Decken und ein Bett für die Einrichtung des Russenlagers abgezweigt
wurden. Die Stadtförsterei steuerte ebenfalls Decken bei211.

Die Stadtgemeinde war aber nur Arbeitgeber von Ostarbeitern, die in dem Lager
untergebracht waren. Betreiberin war der NS-Arbeitsgau Württemberg in Stuttgart,
der auf dem Gelände in der Ermelesstraße 1935 ein Lager des Reichsarbeitsdienstes
eingerichtet hatte, das mit seinen Baracken Plätze für 216 Arbeitsmänner aufwies212.
Genutzt wurde für die Ostarbeiter wohl nur ein Teil des Geländes, denn der RAD
war während der Kriegsjahre weiter in Hechingen präsent, und sein Lager wurde erst
seit dem Zusammenbruch nicht mehr unterhalten™.

In den vorliegenden Akten finden sich nur wenige Hinweise auf das Lager, es ist
mithin schwierig, sich ein Bild von der Einrichtung zu machen. Grundsätzlich galt,
dass Ostarbeiterlager bewacht wurden. Sie hatten einen festangestellten Lagerschutz
und eine eigene Lager-Strafordnung214. Auch das Ostarbeiterlager in Hechingen war
bewacht. Mit der Leitung der Bewachung war nach einer Mitteilung des Hechinger
Landrats bei der Hechinger Schutzpolizeiabteilung der Meister der Schutzpolizei
Wilhelm Biener beauftragt215. Die Arbeit vor Ort übernahmen die Posten. Mehrere
zuverlässige, gutbeleumundete Wachleute wurden in der Hechinger Zeitung per
Chiffreanzeige im Juli 1944 für ein Ostarbeiterlager gesucht, einige gut beleumdete,
noch rüstige Wachleute im Februar 1945. Diese Posten seien auch für Rentner geeignet
, hieß es in der zweiten Anzeige weiter216. Die Stellenangebote können zwar auch
für ein Ostarbeiterlager in einer Nachbargemeinde aufgegeben worden sein, zeigen
aber, dass die vom Reich vorgegebenen Richtlinien angewandt wurden. Nach innen
hatten die Ostarbeiterlager im Kreis Hechingen eine russische Lagerführung. Bei
einer Razzia im Januar 1943 jedenfalls belehrte die Gendarmerie des Kreises Hechin-

210 StAS, Ho 235 T 20 Abt. VIII Nr. 394, Beschäftigung ausländischer Arbeiter einschl.
Kriegsgefangene Band 2. Bl. 468.

211 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42.

212 Hz. Bl. Nr. 51/01.03.1935, 56/07.03.1935, 63/15.03.193567/20.03.1935, 74/28.03.1935
u.a. StadtAH, Stadtratsprotokolle, 18.03.1935.

213 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 7095, Flüchtlingsfürsorge. 5. Flüchtlingslager Weiher und Lindich
1945-1955.

214 Martin Weinmann (wie Anm. 104) S. LXXXVI.

215 StAS, Ho 235 T 20 Abt. VIII Nr. 394, Beschäftigung ausländischer Arbeiter einschl.
Kriegsgefangene Band 2. Bl. 468.

216 Hz. Bl. Nr. 158/08.07.1944, 33/08.02.1945, 35/10.02.1945. Der Betriebs- und Lagerschutz
wurde auch an Wach- und Schließgesellschaften vergeben, denen sich während des Krieges
offenbar erhebliche Wachstumschancen boten. In der Umgebung von Hechingen hatten der
Stuttgarter Heimschutz und die Augsburger Wach- und Schließgesellschaft Objekte in ihrer
Obhut, für die sie mit Stellenanzeigen Wachmänner suchten, s. Hz. Bl. Nr. 265/11.11.1943, 176/
29.07.1944.

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