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Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

gen in den von ihr kontrollierten Ostarbeiterlagern die aufsichtsführenden Ostar-
heiter über ihre Pflichten - soweit dies sprachlich möglich war, wie Landratsstellvertreter
Erich Schirmer in seinem Bericht einschränkte217.

5.3. ZWIRNEREI UND NÄHFADENFABRIK J. J. ANNER

Die J. J. Anner Zwirnerei und Nähfadenfabrik Werk Hechingen, deren Reutlinger
Mutterhaus die 1938 „arisierte" Julius Levi & Co. an der Staig übernommen hatte,
beschäftigte während des Kriegs nur für eine begrenzte Zeit Zivilarbeiter. Die Firma
hatte zwar Anfang Dezember 1940 nach dem Rundschreiben des Hechinger Bürgermeisters
die Zuteilung von vier Kriegsgefangenen beantragt. Sie waren ihr vom
Arbeitsamt Balingen aber wohl nicht bewilligt worden218. Vom 20. März 1941 an hatte
Anner allerdings eine französische Arbeitskraft, die aber 1942 den Betrieb wieder verließ219
. Dem Unternehmen ging es in den Anfangsjahren des Kriegs gemessen an der
Häufigkeit seiner Stellenanzeigen gut. Bis einschließlich 1942 suchte die Nähfadenfabrik
in den Hohenzollerischen Blättern immer wieder weibliche Arbeitskräfte, in
der Regel Arbeiterinnen und Spulerinnen, zum sofortigen Eintritt. Arbeitsplätze für
Männer standen seltener zur Disposition, zweimal wurden aber auch ausdrücklich
ein Färberei-Arbeiter und ein Heizer gesucht220. Betriebsführer war Adolf Anner, die
Geschäfte in Hechingen führte der stellvertretende Betriebsführer Heinrich Walz. Die
Betriehsgemeinschaft hatte einen Vertrauensrat und einen DAF-Betriebsobmann. Im
Herbst 1941 wurde in einer Feierstunde im festlich geschmückten Gefolgschaftsraum
des Unternehmens die DAF-Werkfrauengruppe verpflichtet. Das Unternehmen
pflegte das Verhältnis zu seiner Gefolgschaft mit gelegentlichen Kameradschaftsabenden
und Jubilarehrungen221. Die Firmengeschichte im Verlauf des Kriegs erscheint
ungewöhnlich. Offenbar blieb das Unternehmen von den Betriebsstilllegungen in der
Textilindustrie ab 1942 verschont, griff aber - abgesehen von der Verlockung zu
Beginn des Kriegs - auch nicht auf ausländische Kriegsgefangene oder Zivilarbeiter
zurück. Eine ähnliche Entwicklung scheint in Hechingen nur noch die Trikotindustrie
C. M. Koblenzer KG, seit 1940 Trikotindustrie G. Thieliant & Co KG, genommen
zu haben. Das Unternehmen suchte 1940 zwar ebenfalls gelernte Spulerinnen,
beschied die Anfrage der Stadt Hechingen vom Dezember 1940 hinsichtlich der Zahl

217 StAS, Ho 235 T 20 Abt. VIII Nr. 394, Beschäftigung ausländischer Arbeiter einschl.
Kriegsgefangene Band 2. Bl. 468.

218 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733 Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von
Kriegsgefangenen 1940-42.

219 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig, Hechingen. In der Ausländerkartei
des Landratsamts wird für 1941/42 auch ein Pole in Diensten der Firma Anner
genannt, s. StAS, Ho 13 T 2 Nr. 359, Ausländerlisten A-Z.

220 Stellenanzeigen in Hz. Bl. Nr. 125/30.05.1940, 149/27.06.1940, 111/14.05.1941, 197/
23.08.1941, 6/08.01.1942, 55/06.03.1942, 220/19.09.1942, 234/06.10.1942.

221 Ebd. Nr. 271/18.11.1941, 287/06.12.1941, 13/16.01.1943, 141/19.06.1943, 304/28.12.1944.

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