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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0618
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Bürgermeisters vom 6. Dezember 1940 wegen des Bedarfs an Kriegsgefangenen unbeantwortet
zu lassen227. Grotz setzte zudem auf Zivilarbeiter. Vom 20. März 1941 an
arbeiteten Ausländer in der Firma, zwei Franzosen und zwei Polen, die aber nach und
nach wieder abgegeben wurden. Vom Herbst 1942 an scheint Grotz keine Ausländer
mehr beschäftigt zu haben228. Darf man dies aus den Jubilarehrungen in dieser Zeit
folgern, trotzte die Firma mit ihrer Belegschaft in Hechingen und Rangendingen bis
1943 dem in der Textilindustrie zunehmenden Gegenwind229. Im Juni 1943 überließ
das Unternehmen einen Großteil seiner Räume dem Kaiser-Wilhelm-Institut, das zu
dem Zeitpunkt aus Berlin-Dahlem nach Hechingen umzog230. Die Textilproduktion
musste eingeschränkt werden, „einige Fabrikationsräume wurden zu Versuchs- und
Werkstatträumen umgebaut", beschrieb Grotz kurz nach dem Krieg die Verlagerung:
„Unter dem gleichen Dach arbeiteten fortan völlig verschiedene Arbeitsgruppen,
neben den Textilwerkleuten weltbekannte Wissenschaftler mit ihren Assistenten und
Spezialhandwerkern"231. Vom Juni 1944 an wurden weitere Räume der Fabrik in der
Haigerlocher Straße der Gesellschaft für elektrische Anlagen aus Fellbach überlassen,
die zu gleicher Zeit auch bei der Trikotindustrie in der Runkellengasse einzog. Arbeitskräfte
der Firma Grotz wurden dabei übernommen: „Es war nicht leicht, unter den
Arbeiterinnen dafür die Auswahl zu treffen, und noch schwerer wurde es den Näherinnen
, von heute auf morgen als Metallhilfswerkerinnen zu arbeiten", beurteilte die
Firmenleitung wenige Jahre später diesen Wechsel. Der Textilbetrieb arbeitete danach
bis zum Kriegsende nur noch mit einer stark reduzierten Belegschaft232.

Das Kaiser-Wilhelm-Institut beschäftigte zumindest zwei Zivilarbeiter in Hechingen
, vom 17. August 1943 an einen Franzosen und ab dem 31. Juli 1944 außerdem
einen Holländer233. Die Forschungseinrichtung aus der Hauptstadt war nach
Hechingen mit seiner Biologischen, Physikalischen und Botanischen Abteilung
gekommen und bezog nicht nur Räume der Firma Grotz. 1944 hatte sie auch das ehemalige
evangelische Schulhaus in der Zollerstraße, das 1940 wegen seines baulichen
Zustands aufgegebene Rathaus, die Gebäude der Firma Gebr. Conzelmann in der
Tübinger Straße und das Werk U der Trikotwarenfabrik Heinrich Maute in der Neustraße
12 mit Beschlag belegt234.

226 Hz. Bl. Nr. 109/12.05.1940. 50 Jahre Hohenzollernsche Trikotwarenfabrik Carl Grotz.
Hechingen o.J. (1951). Die Firma Grotz, bis dahin Einzelfirma, war 1941 als Kommanditgesellschaft
neu begonnen worden, s. Hz. Bl. Nr. 208/05.09.1941. Amtsblatt Nr. 35/13.09.1941
S. 44. Persönlich haftende Gesellschafter waren Seniorchef Carl Grotz und sein Sohn Karl
Grotz, der im Januar 1945 starb.

227 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733 Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von
Kriegsgefangenen 1940-42.

228 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

229 Hz. Bl. Nr. 295/16.12.1941, 102/04.05.1943, 282/01.12.1943.

230 50 Jahre Hohenzollernsche Trikotwarenfabrik Carl Grotz (wie Anm. 226). StadtAH,
Meldeakten, Altregistratur Einwohnermeldeamt. ST Nr. 96/15.08.1949.

231 50 Jahre Hohenzollernsche Trikotwarenfabrik Carl Grotz (wie Anm. 226).

232 Ebd.

233 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

234 StadtAH, Meldeakten, Altregistratur Einwohnermeldeamt.

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