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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0622
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

im städtischen Lager in der Tübinger Straße. Die Stadt Hechingen hatte Ernst Kässer
am 22. November 1940 genehmigt, dass Sie in stets widerruflicher Weise bis auf weiteres
in dem städt. Kriegsgefangenenlager an der Tübingerstrasse bis 11 Kriegsgefangene
zu den üblichen Bedingungen unterbringen können25®.

Die Holzwollefabrik nutzte das städtische Lager aber nur eineinhalb Jahre. Die
Abrechnungen mit der Stadt enden jedenfalls mit dem 24. Juni 194 1251. Zu diesem
Zeitpunkt stieg das Sägewerk auf den Einsatz von Zivilarbeitern um. Zunächst waren
nach der Ausländerliste von 1946 in dem Unternehmen hauptsächlich französische
Zivilarbeiter beschäftigt, vom Juli 1941 an vier, im Dezember 1941 kam ein fünfter
hinzu. Einschließlich zweier Jugoslawen und dem ersten russischen Arbeiter, der
Ende November 1941 kam, erreichte die Beschäftigung sogenannter fremdvölkischer
Arbeitskräfte bei Kässer im Winter 1941/42 ihren vorläufigen Höchststand. Das Jahr
1942 brachte einen Wechsel. Im März wurden die französischen Zivilarbeiter abgezogen
, und das Sägewerk hatte bis in den Dezember nur noch drei Ausländer252.
Danach kamen russische Arbeitskräfte. Vermutlich auf seinem Betriebsgelände
richtete das Sägewerk zu diesem Zeitpunkt ein Lager ein, über das aber kaum etwas
überliefert ist. Auf eine Anfrage des Regierungsgewerberats in Sigmaringen vom
21. Juli 1943, welche Firmen mindestens 10 Arbeitskräften (inländischen oder ausländischen
) gemeinschaftliche Unterkunft gewähren, wird die Firma Kässer zwar mit 9
Arbfeitem] genannt und in der Ausländerkartei des Landratsamts wird das Lager der
Firma Kässer als Anschrift der Zivilarbeiter angegeben, doch im Lager-Verzeichnis
der Hechinger Gendarmerie vom 17. November 1944 findet sich das Unternehmen
nicht253. Jedenfalls gehörten nach der Ausländerliste von 1946 vom Dezember 1942
bis zum Kriegsende jeweils mindestens zehn russische Ostarbeiter zur Gefolgschaft
des Unternehmens. Insgesamt waren während des Krieges bei Kässer 16 russische
Zivilarbeiter beschäftigt, dazu fünf französische und zwei jugoslawische. Ostarbeiter
gehörten auch der Betriebsfeuerwehr des Sägewerks an, die Anfang März 1944 einen
Brand im Maschinenraum löschen musste254. Nach dem Krieg scheint dem Sägewerk
in Hechingen der Ruf vorausgegangen zu sein, seine Zivilarbeiter weniger gut behan-

250 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42.

251 Ebd. 7. Lohnabrechnungen der Arbeitgeber 1941-1943.

252 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen. Die Berechnung
nach der Ausländerliste stimmt überein mit den Angaben der Stadt Hechingen vom
15.09.1942 in der für das Landratsamt angefertigten Aufstellung der zu Forstarbeiten im
Winter zur Verfügung stehenden Gefangenen und Zivilarbeiter. Zur Firma Kässer werden dort
drei nicht-kriegsgefangene männliche ausländische Arbeitskräfte gezählt, s. StadtAH, A200
Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen
1940-42.

253 StadtAH, A 200 Reg.-Nr. 4001, Gewerbe u. Handel 1926-1952. Handels- u. Gewerbewesen
Allgemein. StAS, Ho 13 T 2 Nr. 359, Ausländerlisten A-Z. StAS, Ho 235 St Paket 156,
B.II.l Ausländische Arbeiter, Fremdenkontrolle 1942-1945.

254 Hz. Bl. Nr. 52/02.03.1944.

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