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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0623
Rolf Vogt

delt zu haben. In Erinnerung blieb jedenfalls, Kässers Zivilarbeiter hätten sich unmittelbar
nach dem Einmarsch französischer Truppen in Hechingen am 22. April 1945
mit einer kräftigen Tracht Prügel bei ihrem Arbeitgeber bedankt255.

5.10. TRIKOTWARENFABRIK HEINRICH MAUTE/
MARINEBEKLEIDUNGSAMT/AEG

Die Trikotwarenfabrik Heinrich Maute256, deren Hauptwerk in Bisingen stand,
arbeitete in Hechingen in drei Betrieben. Die Filialen standen in der Neustraße 12, in
der Neustraße 14 und am Adolf-Hitler-Platz und gingen auf Erwerbungen jüdischer
Textilbetriebe zu unterschiedlichen Zeiten zurück. Das Werk in der Neustraße 14
wurde auch als Werk U bezeichnet, die frühere Löwengard-Firma am Adolf-Hitler-
Platz erscheint auch als Werk L. Als sich das konjunkturelle Hoch in der Textilwirt-
schaft abzeichnete und die Aussicht auf Kriegsgefangene eröffnete, versuchte auch
das Hechinger Maute-Werk zuzugreifen. Auf die Anfrage der Stadt vom 6. Dezember
1940 beantragte die Firma einen Gefangenen, den der Hechinger Bürgermeister vier
Tage später beim Arbeitsamt anforderte257. Eine Zuteilung gab es aber wie bei anderen
Firmen wohl nicht. Aus nicht bekannten Gründen vermochte das Unternehmen
auch nicht im Jahr 1941, mit Ausnahme des Septembers, eine zivile französische
Arbeitskraft zu erhalten. Maute setzte stattdessen darauf, seinem Arbeitskräftemangel
mit einer Filialgründung zu begegnen. In Rangendingen richtete die Firma im
Frühjahr 1941 einen neuen Fabriksaal ein258.

Ein Jahr später begann der Niedergang. Maute gehörte zu den ersten Textilbetrieben
in Hechingen, die der Konzentration auf die Rüstungsproduktion zum Opfer
fielen. Das Werk U in der Neustraße 14 wurde im April 1942 als Trikotfabrik abgeschälten
™. In die Räume zog das Marinebekleidungsamt ein. Zu gleicher Zeit begann
die Firma Maute aber auch, Kriegsgefangene zu beschäftigen. In Rechnungen der
Stadt taucht die Firma vom 24. April 1942 an auf. Zunächst hatte sie einen Gefangenen
, im Juli kam ein zweiter hinzu. Von diesem Zeitpunkt an hatte das Unternehmen

255 Nach Franz Zinser beschäftigte Kässer „viele Fremdarbeiter", die er nicht sonderlich gut
behandelte, so dass sie „ihn nach dem Krieg mal zusammengeschlagen haben" (Gespräch mit
Franz Zinser 11.02.1995). Den Vorfall kannte auch Hermann Selig. Er machte allerdings französische
Soldaten dafür verantwortlich, dass Ernst Kässer „vermöbelt und verprügelt" wurde
(Gespräch mit Hermann Selig 30.01.1995).

256 Zur Firma Maute vgl. Walter Sauter (wie Anm. 21) S. 1384, 1412-1415. Horst Hauser
(wie Anm. 8) S. 22.

257 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von
Kriegsgefangenen 1940-42.

258 Hz. Bl. Nr. 136/13.06.1941.

259 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4070, Industrieansiedlung. 2. Allgemeines, Ehem. Schuhfabrik
Spanagel Firststrasse 1933-1942. In ihrer Sitzung am 30.04.1942 ließen sich die Ratsherren
über die Schließung berichten.

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