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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0624
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

meist zwei bis drei Gefangene, die im städtischen Kriegsgefangenenlager in der
Tübinger Straße untergebracht waren260.

Die Beschäftigung von Kriegsgefangenen bei der Firma Maute scheint in engem
Zusammenhang mit dem Zweiglager des Marinebekleidungsamts Kiel zu stehen, das
im Frühjahr 1942 in das Werk U einzog. Die Wehrmachts-Dienststelle bezeichnete
sich als Sortier- und Lagerbetrieb, als sie im Mai in einer Stellenanzeige arbeitsfähige
Männer und Frauen aus Hechingen und nächster Umgebung suchte261. Das Marinebekleidungsamt
beschäftigte in Hechingen ab dem Juli 1942, als sie nach und nach
eintrafen, in der Regel sieben bis acht Kriegsgefangene. Die Zahl schwankte meist in
Abhängigkeit von der Zahl der bei Maute beschäftigten Gefangenen. Beide Betriebe
zusammen hatten in der Regel zehn, bisweilen auch bis zu zwölf Gefangene, die als
Teil des Arbeitskommandos 20023 geführt wurden.

Der Streit um die Kosten der im Lager in der Tübinger Straße untergebrachten
Gefangenen belastete das Verhältnis der Stadt zur Firma und dem Marinebekleidungsamt
. Die Lagerkostenumlage und das Verpflegungsgeld für die Gefangenen
einzutreiben, gestaltete sich für das Bürgermeisteramt nämlich schwierig. Am 1. Dezember
1942 ging eine Rechnung heraus, am 29. Januar 1943 eine weitere. Aber bis
zum Februar 1943 hatte die vorgesetzte Dienststelle des Marinebekleidungsamts in
Kiel nur einen geringen Teilbetrag für die Lagerkosten beglichen, während die
Verpflegungskosten weiter ausstanden. Die Marine-Intendantur in Kiel, der das
Hechinger Bekleidungsamt die Verpflegungskosten zur Genehmigung vorlegte, hielt
den von der Stadt berechneten Satz von 2,50 RM für reichlich hoch. Die Intendantur
bewillige höchstens eine RM, in Kiel selbst werde für die Verpflegung von Gefangenen
lediglich der Satz von 0,80 RM bewilligt, teilte das Marinebekleidungsamt der
Stadt Hechingen am 29. Januar 1943 mit. Am 11. Februar und noch einmal am
8. März 1943 mahnte die Stadt in Kiel die Begleichung der Rechnungen an, jeweils mit
der Bitte, sich um eine andere Verpflegungsstätte zu bemühen. Die Antwort blieb
aber aus. Am 30. März griff die Stadt zu härteren Mitteln. Mit Einschreiben setzte sie
die Frist bis zum 15. April, andernfalls werde den beim Marinebekleidungsamt hier
beschäftigten Kriegsgefangenen von diesem Tag ab, keine Verpflegung mehr gegeben.
Auch die Firma Maute informierte die Stadt am 1. April schriftlich, dass den im
Altersheim verpflegten 3 Kriegsgefangenen, die Verpflegung nur noch bis 15. 4. 43
verabreicht werden kann. Die Drohung fruchtete. Wenige Tage vor Ablauf des Ultimatums
, am 9. April 1943, wies das Marinebekleidungsamt in Kiel die Begleichung
des bis einschließlich Februar ausstehenden Betrags von 4390 RM an und wandte sich
schriftlich mit der Bitte um weitere Verpflegung der Gefangenen bis zur endgültigen

260 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 3. Lohnabrechnungen
1940-1943. 7. Lohnabrechnungen der Arbeitgeber 1941-1943.

261 Hz. Bl. Nr. 104/06.05.1942. Vermutlich war auch die Chiffreanzeige einer Reichsdienststelle
in Hechingen im August 1942 ein Stellenangebot des Marinebekleidungsamts, s. Hz. Bl.
Nr. 178/01.08.1942. Gesucht wurden mehrere Betriebs- und Lagerangestellte (möglichst aus
dem Textilfach) und eine Stenotypistin. Zum Marinebekleidungsamt vgl. StadtAH, Meldeakten,
Altregistratur Einwohnermeldeamt. Xaver Fischer (wie Anm. 8) S. 16. Franz Bausigner: Erinnerungen
. Stetten im Gnadental, Geschichten und Bilder. Hechingen (Eigenverlag) 2002. S. 69.

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