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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0626
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Auch aus den Beschäftigungsnachweisen der Kriegsgefangenen des städtischen
Lagers scheiden das Marinebekleidungsamt und die Firma Maute mit dem Juni 1943
aus263. Beide Betriebe hatten nach der Ausländerliste von 1946 seit dem Juli 1943 französische
Zivilarbeiter, das Marinebekleidungsamt zwei oder drei, die Firma Maute
drei264. Insgesamt waren nach dieser Liste neun französische Zivilarbeiter während
des Krieges bei Maute und im Marinebekleidungsamt beschäftigt. Vermutlich richtete
die Wehrmachtsdienststelle für diese Arbeiter ein Lager ein. Auf die Anfrage des
Sigmaringer Regierungsgewerberats vom 21. Juli 1943 recherchierte die Stadtverwaltung
Hechingen jedenfalls, dass das Marinebekleidungsamt eine gemeinschaftliche
Unterkunft für sieben Zivilarbeiter habe. Auch dieses Lager wird in der Liste
der Hechinger Gendarmerie vom 17. November 1944 nicht mehr genannt. Da nach
der Ausländerliste von 1946 alle französischen Zivilarbeiter in Hechingen privat
untergebracht waren, ist es möglich, dass die Gemeinschaftsunterkunft wieder aufgelöst
wurde265.

Für das Werk L der Firma Maute kam im Winter 1943/44 das Aus. Die Allgemeine
Elektrizitätsgesellschaft, deren Konzernspitze in Berlin residierte, verlagerte im
Januar 1944 Betriebsteile aus Bad Cannstatt nach Hechingen. Die AEG Zahnradfabrik
Zweigstelle Hechingen bezog das Werk. Als Teil seiner Gefolgschaft führte
das Unternehmen in seiner Antwort auf die Anfrage des städtischen Meldeamts vom
10. Januar 1944 fünf Ausländer auf266. Nach der im April 1946 von der Stadt Hechingen
angelegten Ausländerliste wurden seit dem 27. Dezember 1943, als der erste AEG-
Zivilarbeiter nach Hechingen kam, bis zum Kriegsende mindestens zwölf Ausländer
dauernd oder zeitweise beschäftigt, neun Belgier, zwei Russen und ein Pole. Sämtliche
belgischen Zivilarbeiter waren in einem Lager kaserniert, über das sich aber keine
weiteren Hinweise finden267. Möglicherweise mietete sich die AEG im Lager einer
anderen Firma ein.

In das Werk der Firma Maute in der Neustraße 12 zog bereits in der zweiten Hälfte
des Jahres 1943 oder erst 1944 das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut ein (s.o.). Bis
zum Kriegsende rettete sich die Firma in Hechingen mit kleiner Belegschaft und auf
engem Raum. Ingesamt kam das Großunternehmen, das noch Anfang 1943 anlässlich
des 75. Geburtstags von Firmengründer Heinrich Maute, als mustergültig in technischer
und organisatorischer Hinsicht beschrieben wurde268, wohl besser über die

263 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 7. Lohnabrechnungen der
Arbeitgeber 1941-1943.

264 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen. Die Angaben
sind nicht ganz zuverlässig. Zum Beispiel wird für das Marinebekleidungsamt ein Zivilarbeiter
für den März 1941 genannt, wohl ein Schreibfehler.

265 StadtAH, A 200 Reg.-Nr. 4001, Gewerbe u. Handel 1926-1952. Handels- u. Gewerbewesen
Allgemein. StAS, Ho 235 St Paket 156, B-II. 1 Ausländische Arbeiter, Fremdenkontrolle
1942-1945. StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

266 StadtAH, Meldeakten, Altregistratur Einwohnermeldeamt. Zur AEG vgl. Walter Sauter
(wie Anm. 21) S. 1345, 1357f.

267 StAS, Ho 13 T 2 Nr. 716/2, Befehl Nr. 1792 des Generals Koenig. Hechingen.

268 Hz. Bl. Nr. 4/06.01.1943. Das Unternehmen feierte den Geburtstag am 23. und
24.01.1943 mit Festveranstaltungen in Hechingen und Bisingen, s. Hz. Bl. Nr. 21/26.01.1943.

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