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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0636
Zwangsarbeit und Ausländerbeschäftigung während des Zweiten Weltkriegs in Hechingen

Die Beschäftigung von Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern gehörte von Anfang
an zu den Optionen, mit denen das Sägewerk dem Arbeitskräftemangel entgegenzutreten
versuchte. Als die Stadt am 2. September 1940 in einer ersten Sammelbestellung
Kriegsgefangene für nichtlandwirtschaftliche Arbeiten anforderte, zählte das Sägewerk
Wild zu den sechs interessierten Arbeitgebern. Zehn Gefangene wollte das Unternehmen
haben320. Wild musste aber noch eine Zeitlang warten, vermutlich im
Oktober 1940 kam ein erstes Kontingent von sechs Gefangenen, denen ein Wachmann
zugeteilt war. Organisatorisch führte der Betrieb ein eigenes Arbeitskommando
mit der Nummer 20010. Zur Unterbringung seiner Gefangenen, deren Zahl sich
mit einer weiteren Lieferung Mitte November auf zehn erhöhte, mietete sich das Sägewerk
im Kriegsgefangenenlager der Stadt in der Tübinger Straße ein. Der Wachmann
wurde der Wachmannschaft des Lagers zugeordnet321. Mit den Kosten, die die Gefangenen
verursachten, war Wild allerdings zunehmend unzufrieden. Am 3. Februar
1941 drohte er sogar, in meinem Werk ein eigenes Lager aufzumachen, weil ihm die
Lagerkostenumlage, die die Stadt erhob, zu hoch erschien322. Der Sägewerksbesitzer
scheint telefonisch beschwichtigt worden zu sein, aber der Streit gärte noch. Als sich
Theo Wild Ende Dezember 1942 erneut über die Mieterechnung beschwerte, blieb
die Stadt stur: Wenn Sie der Ansicht sind, sie könnten ihr Arbeitskommando selber
billiger unterbringen, dann können sie ja das Weitere veranlassen, beschied sie ihn am
20. Februar 1943323. Theo Wild gab zähneknirschend nach. Zwar kürzte er die
vorliegende Rechnung, aber seine Drohung machte er nicht wahr. Mit Schreiben vom
23. Februar teilte er mit, den erhöhten Umlagebetrag nicht bezahlen zu wollen,
gleichzeitig wies er der Stadt mit einen Scheck auf die Hohenzollerische Landesbank
die herabgesetzte Summe an.

Die im Sägewerk beschäftigten Gefangenen waren bis zum Kriegsende im städtischen
Lager untergebracht. Ihre Zahl schwankte um die zehn, fiel kurzzeitig auch auf
sechs und stieg einmal im Dezember 1942 sogar auf 14. Am 22. April 1945, dem Tag
der Befreiung, gehörten zwölf französische Kriegsgefangene zum Sägewerk Wild324.
Seniorchef Theo Wild, der die Leitung des Sägewerks Ende der 20er Jahre an seinen
Sohn übergeben hatte, beschäftigte seit dem März 1941 für die Dauer des Krieges in
seinem landwirtschaftlichen Betrieb privat einen weiteren Kriegsgefangenen, der im
städtischen Lager Tübinger Straße untergebracht war325.

Hinzu kamen Zivilarbeiter, allerdings in kleinerer Zahl. Gibt die Ausländerliste
von 1946 schlüssig Auskunft, kamen als erste in der zweiten Oktoberhälfte 1940 zwei
Polen, die allerdings nur bis zum Dezember blieben. Zu dem Zeitpunkt hatte das
Sägewerk seine zweite Zuteilung Gefangener erhalten. Danach waren Zivilarbeiter

320 StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 2. Kriegsgefangenenlager
1940-1945.

321 Ebd. 5. Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42.

322 Ebd. 2. Kriegsgefangenenlager 1940-1945.

323 Ebd.

324 Ebd. 4. Lohnabrechnungen 1943-1945.

325 Ebd. 3. Lohnabrechnungen 1940-1943. 4. Lohnabrechnungen 1943-1945.

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