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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg2002-03/0639
Rolf Vogt

Beschäftigung von Ausländern üblich. Bäcker und Metzger, Gärtnereibetriebe, Küfer,
Flaschner, Schuhmacher, Mühlen, die Brauerei-Niederlassungen, ein Großhandelsbetrieb
, eine Schweißerei und andere Arbeitgeber im Kleingewerbe lassen sich nachweisen
. Anfangs von der Stadt strikt abgelehnt, war es im Verlaufe des Krieges auch
immer wieder möglich, Gefangene und Zivilarbeiter tage- oder stundenweise für
bestimmte Aufgaben auszuleihen340. Insbesondere ranghohe Mitglieder der NSDAP
und städtische Bedienstete, aber auch Dienststellen von Wehrmacht und SS, die in
Hechingen untergebracht waren, machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Schon
zu einem relativ frühen Zeitpunkt zogen private Arbeitgeber offenbar Zivilarbeiter
den Kriegsgefangenen vor. Sie hatten bei der Unterbringung zwei Optionen - das
privat angemietete oder zur Verfügung gestellte Zimmer und die Einrichtung eines
Lagers. Stand einem Arbeitgeber eine Unterbringungsmöglichkeit zur Verfügung,
dürfte sie attraktiver gewesen sein. Es fielen keine Lagerkosten an.

Von den in der Ausländerliste der Stadt Hechingen 1946 genannten 472 Zivilarbeitern341
lebten nur 106 in Lagern, nicht einmal jeder vierte. 49, fast die Hälfte, waren
Russen. In Lagern untergebrachte Belgier und Holländer waren mit 50 zusammen
aber genauso stark. Den Lageranteil der ausländischen Arbeiter heben allerdings die
Kriegsgefangenen, die während der Kriegsjahre in Hechingen lebten. Insgesamt 248
lassen sich nach den Akten der Stadtverwaltung namentlich benennen, hochgerechnet
würde das 720 ausländische Arbeiter ergeben, von denen 354 oder 49 Prozent in
Lagern gelebt hätten. Das Lager der Metallwarenfabrik hinzugerechnet, über dessen
Belegung sich keine genauen Angaben machen lassen, steigt der Anteil wohl auf mehr
als 50 Prozent. Allerdings soll aus dieser Berechnung kein Anspruch auf Vollständigkeit
abgeleitet werden. Der Eindruck, der sich einem Beobachter während des Krieges
einprägte, dürfte jedoch eher dem anfangs berechneten niedrigeren Prozentsatz
entsprochen haben.

5.19. KREIS HECHINGEN

Gefangene und Zivilarbeiter lebten und arbeiteten nicht nur in Hechingen, sondern
praktisch in jedem Dorf in der Umgebung. Nach einer Aufstellung des Landratsamts
vom 27. März 1942 betreute die Landesschützenkompanie Balingen Kriegsgefangenenlager
im Gebiet der heutigen Stadt Hechingen auch in Stetten342 und Boll. In

340 Beispielsweise fragte im Januar 1941 das Baugeschäft Karl Killmaier bei der Stadt an, ob
für die Erledigung eines Großauftrags 30 Gefangene ausgeliehen werden könnten. Die Stadt
lehnte grundsätzlich ab, s. StadtAH, A200 Reg.-Nr. 4733, Kriegsgefangene/Ostarbeiter. 5.
Arbeitsrecht, Einsatz von Kriegsgefangenen 1940-42. Später finden sich aber mehrfach
Abrechnungen für Tagwerke, die von privater Seite auf Leihbasis in Anspruch genommen
wurden.

341 Die Ausländerkartei des Landratsamts zählt für die Stadt Hechingen während der Kriegsjahre
516 Ausländer, unter ihnen Schweizer, Italiener und andere, s. StAS, Ho 13 T 2 Nr. 359,
Ausländerlisten A-Z. Hechingen. Insgesamt scheint auch in diesem Vergleich die Ausländerliste
von 1946 verhältnismäßig zuverlässig zu sein.

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